Cannabispflanzen bilden das Cannabinoid THC (Tetrahydrocannabinol) zum größten Teil in den unbefruchteten weiblichen Blüten, wobei es sich genau genommen hier noch um kein Cannabinoid, sondern um die Cannabinoidsäure Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) handelt. Diese entsteht durch eine sogenannte enzymatische Kondensation, bei der die Moleküle Olivetolsäure und Geranylpyrophosphat eine chemische Verbindung eingehen, woraus Cannabigerolsäure (CBGA) entsteht. Im Laufe der Wachstumsphase der Pflanze wird CBGA dann enzymatisch in die Tetrahydrocannabinolsäure umgewandelt.
Wenn die Cannabisblüten mit dem THCA hohen Temperatur ausgesetzt wird, wie es beim Rauchen oder Verdampfen der Fall ist, löst sich die Carboxylgruppe (-COOH) aus der THCA-Struktur, und ein Molekül CO₂ wird freigesetzt. Nach dem Verlust der Carboxylgruppe verändert sich die Molekülstruktur, und die Tetrahydrocannabinolsäure wird zu THC. Dieser chemische Prozess wird als Decarboxylierung bezeichnet und kann auch unter natürlichen Bedingungen stattfinden, wenn Cannabis Wärme und UV-Strahlung ausgesetzt ist.
Wie wurde THC entdeckt?
Der US-amerikanische Chemiker Roger Adams beschäftigte sich mit der Analyse und Synthese von natürlich vorkommenden Stoffen wie Pflanzenalkaloide. Im Jahr 1940 identifizierte er das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) aus der Cannabispflanze und stellte einen Zusammenhang zu Cannabinol (CBN) und Tetrahydrocannabinol (THC) her.[1]
Allerdings gelang es erst im Jahr 1964 dem Cannabis-Pionier Raphael Mechoulam und Yehiel Gaoni vom Weizmann-Institut für Wissenschaften in Israel, THC zu isolieren.[2]
Wirkmechanismus von THC
Der genaue Wirkmechanismus von THC ist noch nicht vollständig verstanden. Man weiß jedoch, dass der Inhaltsstoff aus der Cannabispflanze auf die beiden folgenden Cannabinoid-Rezeptoren im Körper wirkt:
- CB1-Rezeptoren (CB 1): Diese befinden sich hauptsächlich in Nervenzellen im Gehirn und im gesamten Körper. Sie steuern die Freisetzung von Botenstoffen, die das Nervensystem aktivieren oder hemmen. Zudem kommen die CB1-Rezeptoren auch in anderen Körperzellen vor, zum Beispiel in der Hypophyse (einer Drüse im Gehirn), Immunzellen, Verdauungstrakt, Herz und Blase. Bindet THC an CB1-Rezeptoren, verändert es die Signalübertragung im Gehirn und wirkt sich auf das zentrale und periphere Nervensystem aus. Dadurch entstehen Effekte wie ein Gefühl von Entspannung, Glück und Schmerzlinderung. Dabei ähnelt die Wirkungsweise den von Opioiden.
- CB2-Rezeptoren (CB 2): Diese Rezeptoren finden sich vor allem in Zellen des Immunsystems. Es wird vermutet, dass sie bei der Steuerung von Entzündungsprozessen eine Rolle spielen und das THC möglicherweise die Immunantwort über diese Rezeptoren beeinflussen kann.
Zusätzlich gibt es körpereigene Stoffe, die ebenfalls an CB1- und CB2-Rezeptoren andocken. Bei diesen Substanzen handelt es sich um die Endocannabinoide, die den Cannabinoiden aus der Cannabis-Pflanze ähneln, aber wesentlich schneller abgebaut werden.
Sowohl die Cannabinoidrezeptoren als auch die Endocannabinoide sind Teil des sogenannten Endocannabinoid-Systems (ECS), das verschiedene Körperfunktionen reguliert.
Metabolismus von THC
Der Abbau (Metabolismus) von THC im Körper passiert hauptsächlich in der Leber, wo es in verschiedene Stoffe umgewandelt wird, die der Körper dann ausscheiden kann. Zunächst verändert die Leber die chemische Struktur des THC. Dabei wird THC in das Abbauprodukt 11-Hydroxy-THC umgewandelt. Dieser Stoff kann ebenfalls psychoaktiv sein, was bedeutet, dass er ähnliche Effekte wie THC selbst besitzt und die Wirkung verlängern kann.
Im nächsten Schritt wird der aktive Stoff weiter verändert und in wasserlösliche Stoffe umgewandelt, die der Körper leichter ausscheiden kann. Diese Stoffe werden als Metaboliten bezeichnet, die über den Urin und den Stuhl ausgeschieden werden.
THC und seine Abbauprodukte bleiben unterschiedlich lange im Körper. Während das THC selbst relativ schnell abgebaut wird, können die Metaboliten im Fettgewebe gespeichert werden und dort länger verbleiben. Deswegen kann THC, vor allem bei regelmäßigem Cannabis-Konsum, auch noch Tage oder sogar Wochen nach dem Konsum im Urin oder im Blutserum nachgewiesen werden.
Wirkung von THC
Die Wirkung von THC hängt unter anderem stark von der Menge und der Art der Einnahme bzw. den Konsumformen ab. Bei Injektion ins Blut reichen bereits 30 bis 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht aus, um psychische Effekte hervorzurufen. Hingegen sind es beim Rauchen etwa 50 Mikrogramm pro Kilogramm. Sowohl bei Injektionen als auch beim Rauchen/Verdampfen tritt die Rauschwirkung relativ schnell ein.
Beim oralen Konsum von Cannabis braucht es etwa 120 Mikrogramm pro Kilogramm, da ein Teil des THC beim Verdauen verloren geht. Die Wirkung tritt daher langsamer ein und erreicht nach etwa zwei Stunden ihren Höhepunkt.
Im Blut wird THC hauptsächlich an Eiweiße gebunden transportiert, und nur ein kleiner Teil gelangt in die roten Blutkörperchen. Dabei verändert sich die Konzentration von THC im Blut in mehreren Phasen. Direkt nach der Aufnahme sinkt der THC-Gehalt im Blut schnell, da es sich in verschiedene Gewebe verteilt. Nach etwa sechs Stunden erreicht der THC-Gehalt im Blut und den Geweben ein Gleichgewicht. In dieser Phase sinkt die Konzentration sehr langsam, mit einer Halbwertszeit von 19 bis 36 Stunden. Nach fünf Tagen ist der größte Teil des THC abgebaut und ausgeschieden, vor allem über den Stuhl und in geringerer Menge über den Urin.
THC erreicht im Gehirn nach etwa 30 Minuten die höchste Konzentration, die bis zu sechsmal höher sein kann als im Blut. Es passiert die Blut-Hirn-Schranke ohne Probleme und lagert sich in Geweben an, besonders im Körperfett, Herz, Leber und Lunge.
In Tierversuchen wurde gezeigt, dass THC auch über die Plazenta in den Körper des ungeborenen Kindes gelangen kann. Welche Auswirkungen das auf den Fötus hat, ist jedoch noch nicht vollständig erforscht.
THC: Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Der Cannabiskonsum kann angenehme und unangenehme Nebenwirkungen verursachen. Gewünscht sind beim Konsum für Freizeitzwecke sicherlich die psychoaktiven Effekte von THC, die in der Regel wie folgt unterschieden werden und entstehen, indem THC an die Rezeptoren im Gehirn bindet:
- Kopf-High: Dieses Gefühl ist eher geistig und wirkt insbesondere auf das Denken und die Stimmung. Es wird oft mit Kreativität, Euphorie, erhöhter Konzentrationsfähigkeit oder einem Gefühl von Leichtigkeit im Kopf verbunden. Ein Kopf-High kann im Einzelfall auch Halluzinationen oder ein intensiveres Erleben von Farben, Klängen und Gedanken hervorrufen.
- Körper-High: Die Wirkung hat hier einen Einfluss auf den Körper und führt zu tiefer Entspannung, Schwere oder Wohlfühl-Gefühle. Es kann beruhigend und schmerzlindernd wirken, was oft als angenehm und entspannend empfunden wird, besonders nach einem langen Tag oder bei körperlichen Beschwerden.
Unerwünschte Wirkungen von THC können sich beispielsweise in Form von Angst, Panikattacken, Wahnvorstellungen und einem starken Unwohlsein zeigen. Zudem können Gedächtnis, Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt sein.
Informationen zu den Nebenwirkungen von Cannabis bietet dieser Artikel.
Neben diesen Effekten kann THC auch mit zahlreichen anderen Wirkstoffen, zum Beispiel aus Medikamenten, wechselwirken bei gleichzeitiger Anwendung. Da viele Medikamente über die gleichen Leberenzyme wie THC verstoffwechselt werden, kann der gleichzeitige Einsatz die Wirksamkeit von medizinischen Substanzen reduzieren oder erhöhen. Ebenso können wiederum Medikamente die Wirkung von THC verstärken.
Informationen zu den Wechselwirkungen zwischen Cannabis und Medikamenten gibt es hier.
THC (Tetrahydrocannabinol) als Arzneimittel
THC kann zu medizinischen Zwecken zum Einsatz kommen. Dabei wird Medizinalcannabis am häufigsten gegen chronische Schmerzen sowie bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen sowie zur Appetitsteigerung verordnet. Zudem kann der Wirkstoff Studien zufolge beim Tourette-Syndrom, Multiple Sklerose und Glaukom gewisse Vorteile bieten.
Patienten, denen Cannabis als Medizin verordnet wird, erhalten entweder medizinische Cannabis-Blüten mit variierendem Wirkstoffgehalt oder Rezepturarzneimittel wie Vollspektrumextrakte und Dronabinol. Zusätzlich steht das Fertigarzneimittel Sativex zur Verfügung, dass einen gleich hohen THC- und CBD-Gehalt aufweist.
Zusammenfassung zu Tetrahydrocannabinol (THC)
Die Cannabis-Pflanze kann mehr als 100 unterschiedliche Cannabinoide bilden, wobei THC und Cannabidiol (CBD) die bekanntesten Vertreter sind. Bekannt ist THC für die berauschende Wirkung. Neben positiven Wirkungen wie Wohlbefinden, Euphorie und Entspannung kann das Cannabinoid jedoch auch unangenehme Nebenwirkungen auslösen. Dabei hängt der Effekt von Cannabis von unterschiedlichen Faktoren wie der Einnahmeform, dem eigenen Befinden, aber von der jeweiligen Sorte und dem CBD-/THC-Gehalt sowie der Dosis ab.
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FAQ
Was ist THC leicht erklärt?
THC ist die Abkürzung von Delta-9-Tetrahydrocannabinol und ist ein Cannabinoid aus der Cannabis-Pflanze. Es besitzt psychoaktive sowie berauschende Eigenschaften und ist für das „High“ nach dem Konsum von Cannabis bekannt. Zudem kann die Wirksubstanz auch zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden.
Was ist THC und wie wirkt es?
THC (Tetrahydrocannabinol) gehört zu den Cannabinoiden aus der Cannabis-Pflanze und entfaltet eine psychoaktive und berauschende Wirkung. Es wird entweder als Rauschmittel für Freizeitzwecke genutzt oder als Medizinprodukte. Wie genau THC wirkt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.
Welches THC ist legal?
Cannabis ist im April 2024 im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) von der Liste der verbotenen Substanzen gestrichen worden. Laut dem Cannabisgesetz dürfen erwachsene Personen nun bis zu 25 Gramm Cannabis in der Öffentlichkeit bei sich haben. Zudem dürfen zu Hause bis zu drei Cannabis-Pflanzen angebaut werden.
Quellen
[1] Roger Adams, Madison Hunt, J. H. Clark: Structure of Cannabidiol, a Product Isolated from the Marihuana Extract of Minnesota Wild Hemp. In: Journal of the American Chemical Society. Band 62, Nr. 1, 1940, S. 196–200, doi:10.1021/ja01858a058, Download vom 06.11.2024 von https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/ja01858a058
[2] Yehiel Gaoni, Raphael Mechoulam: Isolation, structure and partial synthesis of an active constituent of hashish. In: Journal of the American Chemical Society. Band 86, Nr. 8, 1964, S. 1646–1647, doi:10.1021/ja01062a046, Download vom 06.11.2024 von https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/ja01062a046