Mehr als sechs Millionen Deutsche sind an Diabetes erkrankt und ungefähr zwei Millionen Menschen wissen noch nichts von ihrer Erkrankung. Vor allem in Europa kommt der Diabetes mellitus Typ 2 aufgrund der ungünstigen Ernährungsgewohnheiten vor. Immerhin sind rund 80 Prozent aller Diabetiker übergewichtig. Dabei gelten Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen sowie ein gestörter Zuckerstoffwechsel als Risikofaktoren für die Entstehung eines Diabetes.
Welche Formen von Diabetes gibt es?
Die Diabetes-Erkrankung wird vorwiegend in den Typ 1 und Typ 2 unterschieden. Dabei kommt der Diabetes mellitus Typ 2 wesentlich häufiger vor als der Typ 1. Zusätzlich gibt es noch verschiedene Sonderformen, wie zum Beispiel den Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes), der sich nach der Geburt des Kindes wieder zurückbildet.
Ursachen des Diabetes mellitus
Der Typ-1-Diabetes entwickelt sich bereits im Jugendalter und es wird angenommen, dass die Ursache eine Autoimmunerkrankung ist, bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper wendet. Als Auslöser stehen zudem Virusinfektionen (z. B. Mumps oder Röteln) sowie genetische Faktoren unter Verdacht.
Beim Typ-2-Diabetes ist hingegen eine gestörte Insulinwirkung an den Zellen ursächlich. Die Bauchspeicheldrüse schüttet nach dem Essen Insulin aus, und bei einem Diabetes reagieren die Zellen entweder gar nicht oder nicht ausreichend auf das Insulin, da sie resistent geworden sind. Aufgrund dessen steigt der Blutzuckerspiegel bei Diabetikern nach einer Mahlzeit stark an, da die Zellen die Glukose nicht aus dem Blut aufnehmen können.
Als Ursache für die Insulinresistenz wird die dauerhaft gesteigerte Zufuhr von Nahrung angenommen, die den Blutzuckerspiegel erhöht. Hingegen nimmt die Anzahl der Insulinrezeptoren ab, weshalb sie weniger empfindlich auf Insulin reagieren. Zwar bildet die Bauchspeicheldrüse Insulin und gibt dieses ins Blut ab, die Menge reicht aufgrund der Insulinresistent jedoch nicht für eine Blutzuckerspiegelsenkung aus. Infolge dessen entsteht ein relativer Insulinmangel.
Zu Beginn der Diabetes-Erkrankung versucht die Bauchspeicheldrüse, den relativen Insulinmangel auszugleichen, um den Blutzuckerspiegel zu senken.
Im weiteren Krankheitsverlauf nimmt die Funktionstätigkeit der Bauchspeicheldrüse jedoch ab, sodass der Blutzuckerspiegel steigt.
Welche Symptome verursacht Diabetes?
Zu Beginn verläuft die Erkrankung symptomlos und erst im fortgeschrittenen Stadium treten unter anderem folgende Beschwerden auf:
- Heißhunger und starker Durst
- Juckreiz
- Sehstörungen
- Abgeschlagenheit
- vermehrtes Wasserlassen
- erhöhte Infektanfälligkeit
In schweren Fällen, bzw. wenn die Blutzuckerwerte sehr hoch ansteigen, können Betroffene in ein diabetisches Koma fallen. Häufig nehmen diese kurz vor der Bewusstlosigkeit den Geruch nach Aceton (überreifes Obst oder Nagellackentferner) in ihrer Ausatemluft wahr.
Besonders problematisch ist, dass ein Diabetes mit der Zeit Folgeerkrankungen auslösen kann. Vor allem dann, wenn Diabetiker ihren Blutzucker nicht konsequent messen und einstellen. Auch eine ungesunde Lebensweise kann die Entstehung von Folgeerkrankungen begünstigen.
Folgeerkrankungen eines Diabetes mellitus
Bei einem dauerhaft erhöhten und nicht richtig eingestellten Blutzucker werden auf Dauer die kleinen Blutgefäße geschädigt und die Gefäßwände werden durchlässig. Infolge dessen kommt es zu Durchblutungsstörungen und Gefäßverschlüssen. Solch eine diabetische Mikroangiopathie kann sich unter anderem an der Netzhaut der Augen (diabetische Retinopathie) und den Nieren (diabetische Nephropathie) entwickeln.
Darüber hinaus kann es zu einer diabetischen Neuropathie mit Symptomen wie Missempfindungen bzw. Kribbeln („Ameisenlaufen“), einer veränderten Temperaturwahrnehmung (Gefühl von kalten Füßen) sowie Schmerzen oder ein Brennen an den betroffenen Körperstellen kommen.
Eine der wohl am häufigsten vorkommenden Komplikationen ist der diabetische Fuß. Aufgrund von Durchblutungsstörungen und Nervenschäden entstehen Wunden und Geschwüre an den Füßen, die schlecht heilen.
Hinzu kommt, dass nicht nur die kleinen Blutgefäße Schaden nehmen können. Auch die großen Blutgefäße sind gefährdet, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht.
Behandlung von Diabetes mellitus
Weder der Typ 1 noch der Typ 2 Diabetes sind heilbar. Beide Formen lassen sich jedoch behandeln. So ist es für Diabetiker des Typ 1 lebensnotwendig, dass sie sich regelmäßig Insulin spritzen, wofür kurzwirksames Insulin (Insulinanaloga) und langwirksames Insulin (Normalinsulin) zur Verfügung stehen.
Diabetiker des Typ 2 können von einem breiteren Therapiespektrum profitieren und können vor allem selbst dazu beitragen, dass keine Folgeerkrankungen entstehen. Wichtig ist insbesondere, dass Diabetiker auf ihre Lebens- und Essgewohnheiten achten, indem sie sich regelmäßig bewegen und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Hiermit lässt sich der Glukosestoffwechsel oftmals auch ohne Medikamente normalisieren. Sollte dies nicht ausreichen, erhalten Betroffene Antidiabetika wie Metformin. In schweren Fällen kann auch eine Therapie mit Insulin notwendig sein.
Cannabis und Diabetes: Gibt es eine Verbindung?
Vor vielen Jahren erklärten Forscher, dass der Konsum von Cannabis ebenfalls zu den Risikofaktoren gehört. Denn bei einer Befragung von Cannabiskonsumenten kam heraus, dass viele von ihnen unter einem Prädiabetes litten. Das bedeutet, dass der Blutzuckerspiegel zwar erhöht ist, aber noch unter der Diabetes-Schwelle liegt. Da sich jedoch keine wissenschaftlichen Belege fanden, schoben die Forscher ihre Ergebnisse letztendlich auf den erhöhten Verzehr von kalorienhaltiger Nahrung und Süßigkeiten nach dem Cannabiskonsum.
Inwieweit es Zusammenhänge zwischen Stoffwechselvorgängen im Körper und Cannabis gibt, ist weitestgehend unklar. Interessant ist eine Untersuchung an 4657 Probanden zwischen den Jahren 2005 und 2010, die zu ihrem Cannabiskonsum befragt und regelmäßig Blut abgenommen wurde, um die Insulinresistenz zu bewerten. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Cannabiskonsumenten eine um 16 Prozent niedrigere Nüchterninsulin-Konzentration im Blut aufwiesen als die Nichtkonsumenten. Hieraus lässt sich aber noch längst nicht ableiten, dass Cannabiskonsumenten weniger anfällig für eine Diabetes-Erkrankung sind.[1]
Cannabinoide beeinflussen Glukosestoffwechsel
In Tiermodellen zeigte sich, dass Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabivarin (THCV) den Lipid- und Glukosestoffwechsel beeinflussen konnten. Deshalb untersuchten Forscher die Wirkung der beiden Cannabinoide an 62 mit nicht insulinbehandeltem Typ-2-Diabetes, die in fünf Behandlungsgruppen eingeteilt und über 13 Wochen wie folgt mediziert wurden:
- Gruppe 1: 100 mg CBD zweimal täglich
- Gruppe 2: 5 mg THCV zweimal täglich
- Gruppe 3: 5 mg CBD/5 mg THCV zweimal täglich
- Gruppe 4: 100 mg CBD/5 mg THCV zweimal täglich
- Gruppe 5: Placebo
Während CBD das glukoseabhängige insulinotrope Peptid (GIP), ein Hormon, das eine wichtige Rolle in der Regulierung des Blutzuckerspiegels spielt, erhöhte, senkte THCV signifikant den Nüchtern-Plasmaglukosespiegel und verbesserte die Zellfunktion der Bauchspeicheldrüse. Demnach könnte THCV laut den Forschern ein neues therapeutisches Mittel zur glykämischen Kontrolle bei Patienten mit Typ-2-Diabetes darstellen.[2]
Wie kompliziert die Wirkmechanismen von Cannabinoiden auf eine Diabetes-Erkrankung sind, zeigt eine weitere Studie. Während in der zuvor genannten Studie CBD bei Diabetes-Typ-2-Patienten den GIP-Wert erhöhte, zeigte sich nach der Gabe von CBD an Mäusen mit dem Diabetes Typ 1 ein anderes Ergebnis.
Die Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen bei Typ-1-Diabetes wird durch das Eindringen von Immunzellen ausgelöst, die eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse verursachen. Eine CBD-Behandlung reduzierte jedoch die Entzündungsmarker in der Mikrozirkulation der Bauchspeicheldrüse, weshalb CBD beim Typ 1 Diabetes nützlich sein könnte. [3, 4]
Interessante Informationen zum Thema Cannabis bei Autoimmunerkrankungen bietet dieser Artikel.
Zusammenfassung zu Cannabis bei Diabetes
Die Forschung zu Cannabis und Diabetes steckt noch in den Kinderschuhen. Aktuell gibt es lediglich Hinweise darauf, dass Cannabinoide potenzielle Auswirkungen auf die Blutzuckerkontrolle, Insulinempfindlichkeit und Komplikationen im Zusammenhang mit Diabetes haben könnten.
Bekannt ist, dass einige Cannabiskonsumenten einen niedrigeren Nüchterninsulinspiegel aufweisen als Nichtkonsumenten und dass das Cannabinoid THCV in einer Studie bei Patienten mit dem Typ-2-Diabetes den Nüchtern-Plasmaglukosespiegel senkte. Hingegen zeigte CBD beim Typ-1-Diabetes im Mausmodell eine potenzielle Wirksamkeit bei Entzündungen der Bauchspeicheldrüse.
Viele Fragen bleiben offen und es wird noch viel Forschung notwendig sein, um die genauen Wirkmechanismen von Cannabis auf Diabetes-Erkrankungen herauszufinden.
Die Inhalte dieses Artikels sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt und stellen weder eine Beratung noch eine Anwendungsempfehlung für Medikamente, Cannabis oder andere Produkte dar. Auch dienen die Inhalte nicht zur Erstellung einer eigenständigen Diagnose oder Auswahl einer Behandlungsmethode. Für Schäden oder Ähnliches, die durch die Nutzung der Inhalte entstehen, kann Greensby weder direkt noch indirekt haftbar bzw. zur Verantwortung gezogen werden. Wir empfehlen grundsätzlich, das Gespräch mit einem Arzt zu suchen.
FAQs
Ist CBD gut für Diabetiker?
Wie sich die regelmäßige Anwendung von CBD auf eine Diabetes-Erkrankung auswirkt, ist nicht geklärt. Studien legen nahe, dass CBD aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften beim Typ-1-Diabetes potenziell nützlich sein könnte.
Kann CBD den Blutzucker senken?
Der Einfluss von CBD auf den Blutzucker ist noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt Hinweise darauf, dass CBD das glukoseabhängige insulinotrope Peptid beim Diabetes Typ 2 erhöhen könnte, was bei der Blutzuckerspiegelregulierung von Bedeutung ist.
Quellen
[1] Penner EA, Buettner H, Mittleman MA. The impact of marijuana use on glucose, insulin, and insulin resistance among US adults. Am J Med. 2013 Jul;126(7):583-9. doi: 10.1016/j.amjmed.2013.03.002. Epub 2013 May 15. PMID: 23684393, Download vom 11.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23684393/
[2] Jadoon KA, Ratcliffe SH, Barrett DA, Thomas EL, Stott C, Bell JD, O’Sullivan SE, Tan GD. Efficacy and Safety of Cannabidiol and <span class=“no-highlight“>Tetrahydrocannabivarin</span> on Glycemic and Lipid Parameters in Patients With Type 2 Diabetes: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled, Parallel Group Pilot Study. Diabetes Care. 2016 Oct;39(10):1777-86. doi: 10.2337/dc16-0650. Epub 2016 Aug 29. PMID: 27573936, Download vom 11.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27573936/
[3] Weiss L, Zeira M, Reich S, Slavin S, Raz I, Mechoulam R, Gallily R. Cannabidiol arrests onset of autoimmune diabetes in NOD mice. Neuropharmacology. 2008 Jan;54(1):244-9. doi: 10.1016/j.neuropharm.2007.06.029. Epub 2007 Jul 17. PMID: 17714746; PMCID: PMC2270485, Download vom 11.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17714746/
[4] Lehmann C, Fisher NB, Tugwell B, Szczesniak A, Kelly M, Zhou J. Experimental cannabidiol treatment reduces early pancreatic inflammation in type 1 diabetes. Clin Hemorheol Microcirc. 2016;64(4):655-662. doi: 10.3233/CH-168021. PMID: 27767974, Download vom 11.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27767974/