Dass die Haut nicht nur sprichwörtlich der Spiegel der Seele ist, sondern dass sich psychische Belastungen unter anderem auf der Haut niederschlagen können, gilt als bewiesen. Das bedeutet allerdings auch, dass nicht jede Hautveränderung unbedingt eine Hauterkrankung (Dermatose) ist. Vielmehr können sich Erkrankungen im Inneren des Körpers und eben auch Erkrankungen der Psyche an der Haut äußern, zum Beispiel durch einen Hautausschlag (Urticaria). All dies kann eine Behandlung von Hautkrankheiten schwierig machen, da eine äußerlich angewandte Creme oder Salbe lediglich ein Symptom bekämpft, die Ursache aber an anderer Stelle zu finden ist und anders behandelt werden müsste.

Was sind mögliche Ursachen bei Hautkrankheiten?

Hautkrankheiten können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, die oft in einem komplexen Zusammenspiel stehen. Zu den häufigsten Ursachen gehören genetische Veranlagungen, bei denen bestimmte Hauterkrankungen wie Ekzeme oder Psoriasis familiär gehäuft auftreten. Umweltfaktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel extreme Temperaturen, Schadstoffe oder Allergene, die die Hautbarriere schwächen und zu Irritationen führen können. Infektionen durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten sind eine weitere Ursache für Hauterkrankungen, die zu Entzündungen, Rötungen oder Juckreiz führen.

Auch hormonelle Veränderungen, besonders in der Pubertät oder während der Schwangerschaft, können Hauterkrankungen wie Akne oder Pigmentstörungen begünstigen. Autoimmunerkrankungen führen dazu, dass das Immunsystem die eigenen Hautzellen angreift, was Krankheiten wie Psoriasis verursacht. Zudem können Allergien gegen bestimmte Substanzen oder Nahrungsmittel, Hautausschläge oder Nesselsucht hervorrufen.

Darüber hinaus spielen auch Stress und psychische Belastungen eine Rolle, da sie Hautprobleme wie Ekzeme oder Schuppenflechte verschlimmern können. Schließlich können bestimmte Medikamente Hautreaktionen auslösen oder verschlimmern, ebenso wie falsche Hautpflege, die die natürliche Barriere der Haut schädigt und Infektionen oder Reizungen begünstigt.

Die Haut und das Endocannabinoid-System

Es lohnt sich durchaus, die Verbindungen zwischen der Haut und dem Endocannabinoid-System (ECS) näher zu betrachten, um das Potential von medizinischem Cannabis in der Behandlung von Hautkrankheiten besser zu verstehen. 

Inzwischen weiß man, dass die Haut ein eigenes Endocannabinoid-System (ECS) besitzt. Dabei spielen Endocannabinoid-Signalwege in der Haut eine wichtige Rolle. So wurde beobachtet, dass nach einem entzündungsfördernden oder anderen irritierenden Reiz der Haut, die Konzentrationen der Endocannabinoide wie 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) und Anandamid (N-Arachidonoylethanolamid) stark ansteigen, um Entzündungsprozesse und Schmerzen zu reduzieren.

Diese Annahme wird durch weitere Beobachtungen unterstützt. Denn wird die Wirkung der Endocannabinoid-abbauenden Enzyme unterdrückt, folgen schmerzlindernde und antientzündliche Effekte. Offenbar versucht der Körper durch die vermehrte Produktion von Endocannabinoiden, deren Abbau nach einer gewissen Zeit zu umgehen, um die Wirkung länger aufrechterhalten zu können.

Darüber hinaus scheint das ECS auch in den Hautzellen wichtige Funktionen zu übernehmen. Die Endocannabinoide Anandamid und 2-AG beeinflussen auf unterschiedliche Weise die Entwicklung der Hautzellen. Besonders bei der Bildung der Epidermis (oberste Hautschicht) spielt das ECS mit seinen Cannabinoid-Rezeptoren eine wichtige Rolle.[1]

Medizinisches Cannabis gegen Psoriasis (Schuppenflechte)

Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine der häufigsten entzündlichen Hautkrankheiten und ist gekennzeichnet durch stark schuppende, punktförmige bis etwa handtellergroße juckende und/oder schmerzende Hautstellen. Betroffen sind häufig Gesicht, Kopfhaut, Knie und Ellenbogen, aber auch an anderen Körperstellen kann sich eine Schuppenflechte bilden.

Ursache ist, dass sich die Zellen der Epidermis zu stark teilen, sodass es zum Schuppen der Haut kommt. Es wird angenommen, dass sich das Immunsystem gegen die eigenen Keratinozyten (Zellen der Epidermis) richtet, was zu Hautentzündungen sowie zur vermehrten Teilung der Keratinozyten führt. Hier könnte eine therapeutische Behandlung mit dem Cannabinoid Cannabidiol (CBD) aus der Cannabispflanze ansetzen, da Studien darauf hindeuten, dass es die übermäßige Produktion von Keratinozyten hemmen kann. Außerdem besitzt das Cannabinoid immunmodulatorische und entzündungshemmende Eigenschaften.

Weitere Informationen zum Thema Cannabis gegen Psoriasis bietet dieser Artikel.

Medizinisches Cannabis gegen Neurodermitis

Die Neurodermitis (atopische Dermatitis) gehört ebenfalls zu den chronisch-entzündlichen Hauterkrankung, die in der Regel schubweise verläuft. Dabei äußern sich die Symptome durch eine trockene und stark juckende Haut. Durch das vermehrte Kratzen wird die gereizte Hautoberfläche beschädigt, was zu einem noch stärkeren Juckreiz oder auch zu Infektionen mit Bakterien führen kann.

Es wird vermutet, dass eine überschießende Immunreaktion auf bestimmte Substanzen oder Allergene für die Entstehung der Hautkrankheit verantwortlich ist. Die genauen Ursachen sind jedoch noch nicht geklärt. Vermutlich liegt die Ursache in einer Kombination von unterschiedlichen Faktoren wie genetische Veranlagung und Umweltfaktoren.

Zwar sind die genauen Mechanismen noch nicht geklärt, CBD könnte Studien zufolge jedoch den Juckreiz lindern, Entzündungen hemmen, das überschießende Immunsystem regulieren sowie die Hautbarrierefunktion stärken.

Ausführliche Informationen zum Einsatz von Cannabis bei Neurodermitis gibt es hier.

Medizinisches Cannabis gegen Akne

Akne ist eine häufige Hauterkrankung, die nicht nur junge Menschen in der Pubertät betrifft, sondern auch viele Erwachsene. Durch die Überproduktion von Talg und Verstopfung der Haarfollikel entstehen Mitesser, Pickel und in schwereren Fällen schmerzhafte Entzündungen und Knoten.

Hormone, Bakterien wie Cutibacterium acnes, eine genetische Veranlagung und Lebensstilfaktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Erkrankung. Dabei werden die Entzündungen durch Immunzellen und von Keratinozyten freigesetzte Zytokine wie IL-1 und IL-8 verschlimmert.

In Studien hat sich auch hier CBD als nützlich erwiesen und scheint eine vielversprechende Behandlungsoption zu sein, indem es die Talgproduktion hemmt. Gleichzeitig kann CBD entzündungshemmend und antibakteriell wirken sowie die Freisetzung von Zytokinen zu reduzieren.

Detaillierte Informationen zur Anwendung von Cannabis bei Akne finden sich hier.

Quellen

[1] Ferreira I, Lopes CM, Amaral MH. Treatment Advances for Acne Vulgaris: The Scientific Role of Cannabinoids. Cosmetics. 2024; 11(1):22, Download vom 16.10.2024 von https://doi.org/10.3390/cosmetics11010022