Eine Neurodermitis (atopische Dermatitis) tritt meist schon Kindesalter auf, wobei sich die Hautkrankheit auch noch im Erwachsenenalter entwickeln kann. In der Regel verläuft die Hautkrankheit chronisch, sodass Betroffene ihr Leben lang damit zu kämpfen haben.
Symptome einer Neurodermitis
Die Symptome der Neurodermitis können vielfältig sein, die in ihrer Intensität und Häufigkeit variieren können. Ein zentrales Merkmal ist der intensive Juckreiz, der oft zu Kratzen führt, was die Haut zusätzlich schädigt und Entzündungen verstärkt. Die Haut selbst ist typischerweise trocken, gerötet und kann schuppig oder verdickt erscheinen. Dabei treten an den betroffenen Stellen, meist in den Armbeugen, Kniekehlen und im Gesicht, oftmals Ekzeme auf, die sich durch entzündete, gereizte und manchmal nässende Hautareale auszeichnen. In schweren Fällen können sich durch das ständige Kratzen Risse, Krusten oder gar Infektionen bilden.
Häufig treten die Beschwerden schubweise auf, das heißt, sie verschlimmern sich phasenweise und können durch Faktoren wie Stress, Allergene oder Klimaveränderungen ausgelöst werden.
Für Betroffene ist die Hauterkrankung nicht nur körperlich, sondern psychisch belastend, da sie sich für ihr Hautbild schämen. Nicht selten entwickeln sich Depressionen oder Angstzustände. Betroffene ziehen sich dann immer weiter zurück und meiden soziale Kontakte, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.
Ursachen einer Neurodermitis
Die Ursachen der Neurodermitis sind komplex und es tragen mehrere Faktoren zur Entstehung bei:
- Genetische Veranlagung: Kinder von Eltern, die an Neurodermitis oder anderen atopischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Asthma leiden, haben ein erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken. Eine Fehlfunktion in den Genen, die für die Hautbarriere verantwortlich sind, führt dazu, dass die Haut bei Betroffenen weniger Feuchtigkeit speichern kann, wodurch sie trocken und anfälliger für Reizstoffe und Infektionen wird.
- Immunologische Faktoren: Das Immunsystem bei Betroffenen reagiert überempfindlich auf harmlose Reize wie Pollen, Tierhaare oder bestimmte Nahrungsmittel. Diese überaktive Immunreaktion führt zu chronischen Entzündungen in der Haut, was die typischen Symptome wie Rötungen, Juckreiz und Ekzeme verursacht.
- Umweltfaktoren: Bei der Auslösung und Verschlechterung der Krankheit können auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Dazu gehören allergene Stoffe wie Hausstaubmilben, Pollen und bestimmte Nahrungsmittel, aber auch Klimafaktoren wie trockene Luft oder Temperaturschwankungen. Stress und emotionale Belastungen können ebenfalls Schübe auslösen oder verschlimmern.
Zusätzlich scheint eine gestörte Hautbarrierefunktion durch einen Mangel an bestimmten Proteinen (z. B. Filaggrin) dazu führen, dass die Haut Feuchtigkeit verliert und anfälliger für Reizstoffe und Allergene wird. Diese Defekte ermöglichen es Bakterien und anderen Mikroorganismen leichter, in die Haut einzudringen und Entzündungen zu verursachen.
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Neurodermitis
Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, Entzündungen zu reduzieren und die Hautbarriere zu stärken. Besonders wichtig ist hier die Feuchtigkeitspflege. Tägliches Eincremen mit rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Salben hilft, den Feuchtigkeitsverlust zu reduzieren.
Oftmals kommen auch entzündungshemmende Medikamente wie topische Kortikosteroide bei akuten Schüben zum Einsatz. Allerdings ist Kortison kein Mittel, das langfristig angewendet werden kann. Alternativ werden dann Calcineurin-Inhibitoren (wie Tacrolimus und Pimecrolimus) lokal in die Haut gespritzt. Hierbei handelt es sich um steroidfreie Medikamente, die das überschießende Immunsystem hemmen.
In schweren Fällen können Betroffene von einer UV-Lichttherapie profitieren. Denn das ultraviolette Licht kann entzündungshemmend wirken und den Zustand der Haut verbessern.
Eine neuere Behandlungsoption für schwere Fälle stellen zudem Biologika dar. Unter anderem ist Dupilumab ein zugelassenes Biologikum für Neurodermitis, das bestimmte Immunwege blockiert, die bei der Entzündung eine Rolle spielen.
Neurodermitis und das Endocannabinoid-System
Das Endocannabinoid-System (ECS) ist sehr komplex und besteht aus den Cannabinoid-Rezeptoren 1 (CB1) und 2 (CB2), den Endocannabinoiden (Cannabinoide, die der Körper selbst bilden kann) und verschiedenen Enzymen. Da auf den nicht ummantelten C-Nervenfasern der Haut Cannabinoid-Rezeptoren nachgewiesen wurden, ist das ECS an der Hautgesundheit beteiligt. Dementsprechend können die körpereigenen Cannabinoide sowie die Cannabinoide aus der Cannabispflanze die Hautgesundheit beeinflussen.
N- Palmitoylethanolamin (PEA) gehört zur Klasse der Fettsäurestoffe und kommt in der Haut vor. Studien haben Hinweise darauf geliefert, dass PEA eine endocannabinoidartige Wirkung entfalten kann bzw. kann es indirekt die Aktivität des ECS beeinflussen. Dabei wird PEA nicht direkt über die Cannabinoid-Rezeptoren aktiviert, sondern wirkt über sogenannte peroxisome proliferator-activated receptors (PPAR-α), die an der Reduktion von Entzündungen und an der Schmerzlinderung beteiligt sind.
Verschiedene Studien haben bereits gezeigt, dass Salben mit PEA die Symptome einer Neurodermitis lindern können. Die Probanden berichteten über die Abnahme des Juckreizes, die Reduzierung der Schuppenbildung und Hautrötungen. Auch das Hautbild soll sich verbessert haben. [1, 2]
Cannabinoide gegen Neurodermitis
Die Cannabinoide wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) können bei der Behandlung verschiedener Hautkrankheiten wie Neurodermitis nützlich sein, da sie entzündungshemmende, juckreizstillende sowie entzündungshemmende Eigenschaften entfalten können, die auf verschiedenen Mechanismen beruhen, einschließlich der Interaktion mit dem Endocannabinoid-System.
Bei einer Neurodermitis-Erkrankung spielen Keratinozyten eine wichtige Rolle. Hierbei handelt es sich um die Hauptzellen der Epidermis (oberste Hautschicht), die maßgeblich an der Aufrechterhaltung der Hautbarrierefunktion beteiligt sind. Bei Betroffenen zeigen die Keratinozyten eine gestörte Funktion, insbesondere durch einen Mangel an Filaggrin.
In einer Studie untersuchten Forscher die Cannabinoide THC, CBD, Cannabinol (CBN) und Cannabigerol (CBG) an menschlichen Hautzellen auf ihre Fähigkeit, die vermehrte Produktion von Keratinozyten zu hemmen, und auf eine mögliche Beteiligung von Cannabinoid-Rezeptoren.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Cannabinoid-Rezeptoren bei der Produktion von Keratinozyten zwar eine gewisse Rolle spielen, aber nicht wesentlich zu diesem Prozess beitragen. Allerdings zeigte sich dennoch, dass die Cannabinoide die Keratinozytenproduktion hemmen konnten. [3]
CBD gegen entzündliche Hauterkrankungen
CBD kann entzündungshemmende Effekte entfalten, was in einer Studie untersucht wurde. Hieran nahmen fünf Patienten mit einer Neurodermitis, fünf Patienten mit einer Schuppenflechte und zehn Patienten mit Narben teil, die durch die Hauterkrankung entstanden sind. Alle Teilnehmer wendeten drei Monate lang zweimal täglich eine mit CBD angereicherte Salbe auf die betroffenen Hautstellen auf.
Nach der Behandlungszeit zeigte sich bei der Beurteilung, dass sich die Hautparameter wie Hydration und Elastizität sowie auch die Symptome signifikant verbessert hatten. Reizende oder allergische Reaktionen traten nicht auf. [4]
Dass CBD ein vielversprechendes Mittel für die Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen wie atopischer Dermatitis ist, legt eine weitere Studie nahe, in der das immunmodulatorische Potenzial des Cannabinoids untersucht wurde. Nicht nur, dass das überschießende Immunsystem gehemmt wurde, auch konnte der Juckreiz bei Neurodermitis-Patienten durch das Auftragen einer CBD-haltigen Creme gelindert werden. [5]
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Zusammenfassung zu Cannabis bei Neurodermitis
Medizinisches Cannabis wird zunehmend als potenzielle Behandlungsmöglichkeit bei Neurodermitis untersucht. Dabei beruht die Wirkung von Cannabis hauptsächlich auf dem Cannabinoid CBD, das über das Endocannabinoid-System im Körper wirkt. Dieses System spielt unter anderem eine Rolle bei der Regulierung von Entzündungsprozessen und der Hautbarrierefunktion. Es wird angenommen, dass CBD entzündungshemmende und juckreizstillende Effekte haben könnte. Zudem kann CBD in der Lage sein, das überschießende Immunsystem zu regulieren.
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse aus Studien, ist die Forschung auf diesem Gebiet noch in einem frühen Stadium. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die genauen Mechanismen und die langfristige Sicherheit sowie Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei Neurodermitis zu bestätigen.
Interessante Informationen zum Thema Cannabis bei Hautkrankheiten gibt es hier.
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FAQs
Kann Cannabis Juckreiz lindern?
Studien haben gezeigt, dass medizinische Salben mit CBD den Juckreiz, der durch eine Neurodermitis ausgelöst wird, lindern konnte. Auch der Feuchtigkeitsgehalt und die Elastizität der Haut verbesserte sich durch die Behandlung mit CBD.
Kann man von Cannabis Ausschlag bekommen?
Eine spezielle „Cannabis-Allergie“ gibt es nicht. Jedoch kann eine Person nach dem Kontakt mit Cannabis durchaus allergisch reagieren, sodass sich ein Hautausschlag bildet. Sollte eine starke Luftnot auftreten, ist es ratsam, die Notaufnahme aufzusuchen.
Ist CBD gut bei Neurodermitis?
Cannabidiol (CBD) kann entzündungshemmende und hautberuhigende Eigenschaften entfalten. Verschiedene Studien legen nahe, dass medizinische Salben mit CBD eine Behandlungsoption bei einer Neurodermitis sein können.
Quellen
[1] Eberlein B, Eicke C, Reinhardt HW, Ring J. Adjuvant treatment of atopic eczema: assessment of an emollient containing N-palmitoylethanolamine (ATOPA study). J Eur Acad Dermatol Venereol. 2008 Jan;22(1):73-82. doi: 10.1111/j.1468-3083.2007.02351.x. PMID: 18181976, Download vom 14.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18181976/
[2] Visse K, Blome C, Phan NQ, Augustin M, Ständer S. Efficacy of Body Lotion Containing N-palmitoylethanolamine in Subjects with Chronic Pruritus due to Dry Skin: A Dermatocosmetic Study. Acta Derm Venereol. 2017 May 8;97(5):639-641. doi: 10.2340/00015555-2593. PMID: 27983740, Download vom 14.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27983740/
[3] Wilkinson JD, Williamson EM. Cannabinoids inhibit human keratinocyte proliferation through a non-CB1/CB2 mechanism and have a potential therapeutic value in the treatment of psoriasis. J Dermatol Sci. 2007 Feb;45(2):87-92. doi: 10.1016/j.jdermsci.2006.10.009. Epub 2006 Dec 6. PMID: 17157480, Download vom 14.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17157480/
[4] Palmieri B, Laurino C, Vadalà M. A therapeutic effect of cbd-enriched ointment in inflammatory skin diseases and cutaneous scars. Clin Ter. 2019 Mar-Apr;170(2):e93-e99. doi: 10.7417/CT.2019.2116. PMID: 30993303, Download vom 14.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30993303/
[5] Chaoul N, Palazzo S, Cinquantasei A, Aresta V, De Chirico C, Albanesi M. Cannabidiol modulation of immune cell function: in vitro insights and therapeutic implications for atopic dermatitis. Postepy Dermatol Alergol. 2024 Aug;41(4):408-414. doi: 10.5114/ada.2024.142182. Epub 2024 Aug 12. PMID: 39290893; PMCID: PMC11404104, Download vom 14.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39290893/