Die Lagerung von Cannabis ist besonders für Patienten, die regelmäßig größere Mengen Medizin rumliegen haben, ein wichtiges Thema. Doch auch für Konsumenten, die sich nicht alle paar Tage erneut beim Dealer anstellen wollen, ist die richtige Aufbewahrungsmethode für ihre Kräuterchen sehr wichtig, wenn man die Qualität erhalten möchte. Fun-Fact: Mit der richtigen Lagerung kann man die Qualität, besonders bei zu früh verkauftem Schwarzmarkt-Gras, sogar oft noch verbessern! Eher nicht-so-lustiger-Fact: Die falsche Lagerung wird die Qualität zu 100% verschlechtern! Also brav bis zum Ende lesen!

Die richtige Luftfeuchtigkeit

Er begleitet die Menschheit von Anfang an, ist für Hungersnöte sowie für erlesene Delikatessen verantwortlich und kommt in verschiedenen Formen und Farben daher: Die Rede ist natürlich von Schimmel! Schimmelsporen sind DER Endgegner bei der Lagerung von Lebensmitteln… Und eben auch bei der Lagerung von Cannabisblüten! Eigentlich kann man Schimmel aber sehr einfach vermeiden: Habt ihr schon mal getrockneten Tee schimmeln sehen? Wohl kaum! Denn Schimmel braucht in erster Linie eine gewisse Feuchtigkeit, damit die Sporen Fuß fassen können. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, trocknet seine Blüten also einfach im Dörrgerät, bis die ganze Feuchtigkeit raus ist. Aufpassen, Ironie!

Schimmelsporen in einer Mikroskopaufnahme
Abb 1: Wenn die Trichome eigene Trichome bekommen… Dann ist das kein gutes Zeichen, sondern Schimmel unter dem Mikroskop!

Denn das doofe ist: Mit der Feuchtigkeit geht auch das Aroma komplett verloren, die Blüten zerbröseln außerdem direkt zu Staub… Na toll! Der Rauch schmeckt… fürchterlich! Durch die niedrige Feuchtigkeit verbrennen eure Blüten außerdem ungewohnt schnell und heiß, das Raucherlebnis ist daher grauenhaft! Und jetzt?

Die Wissenschaft, die Wissen schafft!

Ein großer Dank geht an dieser Stelle, wie so oft, an die Wissenschaft! Geniale Forscher fanden nämlich heraus: Unter normalen Bedingungen entsteht Schimmel erst bei einer Luftfeuchtigkeit von ca. 65-70%! Heißt im Klartext: Es reicht völlig aus, wenn die Blüten bei unter 65% Luftfeuchtigkeit gelagert werden. Hier scheiden sich dann ein bisschen die Geister und Geschmäcker: Der eine bevorzugt 58%, der andere 62%, wieder andere schwören auf 55%. Glücklicherweise gibt es dieses Phänomen nicht nur in unserer Branche: Zigarren werden auch bei einer ganz bestimmten Luftfeuchtigkeit gelagert, um das Aroma zu erhalten. Und auch hier schwören die Raucher auf verschiedene Optimal-Werte. Doch wie beeinflusst man diese Werte? Muss man in genau dem richtigen Moment den Deckel verschließen und abwarten? Es geht auch einfacher!

Genial: Zwei-Wege-Feuchtigkeits-Regulierung!

Es klingt genial, ist aber von der Umsetzung her eigentlich gut nachvollziehbar: Man nehme ein Pack mit Salz (saugt Feuchtigkeit auf) und eines mit Gel (gibt Feuchtigkeit ab) klebt diese quasi in der Mitte zusammen und voilà, ein Zwei-Wege-Feuchtigkeits-Regulierungs-Pack, welches immer für die richtige Luftfeuchtigkeit sorgt! Ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, saugt das Salz diese auf, bis sie auf dem gewünschten Wert ist. Ist die Luftfeuchtigkeit zu niedrig, gibt das Gel wieder Wasser an die Umgebung ab und befeuchtet die Blüten so. Wie genau das funktioniert kapiere ich um ehrlich zu sein selbst nicht, aber es klappt! Solche Packs bekommt man in jedem halbwegs gut sortierten Grow- oder Headshop, viele Apotheken packen diese bei Bestellungen auch direkt in die Behälter dazu, in denen die Blüten verschickt werden. Die bekanntesten Marken sind hier Boveda und Integra Boost, die Packs gibt es außerdem in verschiedenen Größen und Prozent-Werten. Für die Langzeit-Lagerung empfehle ich persönlich 62%, für alles was man in naher Zukunft verknuspern möchte würde ich 58% empfehlen.

Wichtig: die Packs funktionieren nur in geschlossenen Behältern, da sie ja sonst versuchen würden, das komplette Klima auf den eingestellten Wert zu regulieren und sich damit schnell verbrauchen würden…

Die optimale Temperatur

Die richtige Temperatur für die Lagerung für Cannabis-Blüten hat mehrere Faktoren: Einerseits verdampft Wasser bei einer höheren Temperatur natürlich schneller, die Blüten trocknen also schneller aus. Andererseits sind manche Terpene (die ja für den Duft verantwortlich sind) sehr flüchtig und lösen sich bei erhöhter Temperatur schneller, das Aroma geht also auch unabhängig vom Wassergehalt flöten, wenn die Temperatur zu hoch ist. Je nach Produkt gibt es unterschiedliche Optimalwerte: Konzentrate lagert man am besten gut verschlossen im Kühlschrank, bei ca. 6-10°C. Blüten hingegen sollte man bei ca. 16-20°C, also nicht im Kühlschrank, lagern.

Oxidation: Luft- und lichtdicht lagern!

Der nach Schimmel wohl wichtigste Punkt bei der Lagerung von Cannabis: Zu hohe Temperaturen, Sauerstoff und UV-Strahlen zersetzen THC. Diesen Prozess nennt man Oxidation. Aus THC werden durch diesen Prozess eher langweilige Verbindungen wie CBN, die Wirkung der Sorte nimmt ab. Daher ist es absolut wichtig, dass ihr euer Cannabis nicht nur bei der richtigen Temperatur, sondern auch luft- und lichtdicht lagert. Und spätestens an dieser Stelle versteht man dann, warum es in den meisten Growshops diese schicken schwarzen Alu-Vakuumbeutel zu kaufen gibt.
Komplett aufhalten kann man die Oxidation leider nicht, jedoch kann man sie mithilfe der bisher erwähnten Methoden deutlich verlangsamen. Wenn ihr jetzt aber nicht gerade mehrere Kilos verpacken wollt, sind die erwähnten Alu-Vakuumbeutel nicht sonderlich Nutzerfreundlich. Werfen wir mal einen Blick auf die anderen Möglichkeiten…

Lagern in…

Edelstahl

Unserer Meinung nach die allerbeste Möglichkeit, wenn auch die teuerste! Edelstahl ist meist Lebensmittelecht, frei von Weichmachern oder sonstigen Zusatzstoffen, leicht zu reinigen, stabil, hat kein Problem mit Temperaturschwankungen… Der einzige Nachteil ist eben der Preis: Besonders kleine Dosen sind unverhältnismäßig teuer… Sehr zu empfehlen sind hingegen „Kaffeedosen“ aus Edelstahl, die meist in großer Stückzahl hergestellt werden und dadurch preislich interessanter sind. Wichtig ist natürlich: Der Verschluss sollte Luftdicht sein…

Eine Hand hält eine Cannabisblüte über einer Edelstahldose voller Cannabisblüten.
Abb. 2: Edelstahl eignet sich hervorragend für die Lagerung von Cannabisblüten.

Edelstahl ist resistent gegen Korrosion, auch durch Feuchtigkeit und Säuren, und geruchsneutral, sodass die Cannabisblüten in Edelstahlbehältern nicht durch andere Gerüche beeinträchtigt werden. Edelstahl ist außerdem undurchlässig für Licht und Sauerstoff, daher ist der Inhalt vor Licht und Oxidation geschützt.

Glas

Die Lagerung von Glas bietet einige Vorteile, aber auch einen riesigen Nachteil: Ein mal nicht richtig aufgepasst, zack, klirr, Ende! Von der Stabilität abgesehen hat Glas aber eigentlich nur Vorteile: Genau wie Edelstahl ist es geruchsneutral, luftdicht (je nach Verschluss natürlich!) und korrosionsbeständig. Lediglich UV-Strahlen können ein Problem darstellen, wofür es aber auch direkt eine Lösung gibt: Sogenanntes „Violettglas“, auch „Miron-Glas“ genannt, absorbiert einen großen Teil der UV-Strahlung. Solche Gläser sind zwar nicht ganz billig, sehen aber noch dazu extrem schick aus! Die von manchen Apotheken verwendeten Braungläser absorbieren, neben UV-Strahlen, auch andere, sichtbare Lichtstrahlen.

Drei Gläser voll mit Cannabisblüten, ohne Deckel
Abb. 3: Glas? Ja gerne! Aber doch bitte Braun- oder Violettglas, damit die Blüten vor UV-Licht geschützt sind.

Kunststoff

Hier muss man direkt ganz klar sagen: „Kunststoff“ ist kein Material, sondern ein Oberbegriff für unzählige Materialien und Mischungen, von Polypropylen über PET bis hin zu Silikon. Manche sind gut für die Lagerung geeignet, andere überhaupt nicht! Und das macht sich auch im Preis bemerkbar…

Ein absolutes No-Go sind Kunststoffe mit flüchtigen Weichmachern: Diese lösen sich mit der Zeit auf und landen in den Blüten… Nicht cool! Wenn die Dose also von Anfang an komisch, chemisch riecht: Weg damit! Wenn der Kunststoff „beweglich“ ist, enthält er vermutlich Weichmacher… also auch weg damit! Dosen aus Hartplastik sind hingegen, für die kurze Lagerung, in Ordnung. Die meisten Kunststoffe sind insgesamt leider nicht so korrosionsbeständig und können außerdem das Aroma beeinflussen.

Eine gelbe Plastikdose mit Cannabisblüten daneben
Abb. 4: Je nach Weichmachern und Inhaltstoffen eigenen sich viele Kunststoffe nicht für die Lagerung von Cannabis. Tipp: Nur Lebensmittelechte Kunststoffe verwenden!

Silikon ist hingegen zu empfehlen: Es enthält keine Weichmacher, ist Lebensmittelecht, beeinflusst das Aroma nicht und ist außerdem noch relativ korrosionsbeständig. Silikon-Dosen sind aber im Vergleich eher teuer und werden daher hauptsächlich für Extrakte eingesetzt.

Zu der Kategorie „Kunststoff“ gehören natürlich auch die typischen kleinen Tütchen, in denen Cannabis auf der Straße oder in Coffeeshops verkauft wird: Billig produziert, meistens direkt aus China und garantiert nicht für Lebensmittel zugelassen… Man kann nur hoffen, dass die deutschen Social Clubs sich da von Anfang an etwas besseres einfallen lassen! #Pfandsystem

Ein typisches 1g-Tüten mit Cannabis-Blatt-Aufdruck und Inhalt
Abb. 4: Das gute alte „Zehner-Baggy“ vom Schwarzmarkt hat in Deutschland hoffentlich bald ausgedient!

Holz

Die Oldschool-Variante: Eine schöne Holzkiste voll mit Ganja! Vorteil: Es sieht cool aus, ist natürlich, zu 100% biologisch abbaubar… Beeinflusst aber die Feuchtigkeit enorm! Daher eignen sich Holzkisten eigentlich nur für die Lagerung von sehr frischen Blüten, die sogar noch etwas nachtrocknen dürfen. Und ja, Humidore für Zigarren sind meistens aus Holz… Genau deshalb wurden ja vor Jahren schon die oben erwähnten zwei-Wege-Feuchtigkeitspacks entwickelt, damit die Zigarren nicht immer staubtrocken sind!

Eine Cannabisblüte in einer geöffneten Dose aus Bambus
Abb. 5: Holz, in diesem Fall Bambus, eignet sich nicht gut für die Lagerung von Cannabis. Es sieht aber einfach schick aus!

Holz passt sich zu einem gewissen Maß an die Umgebungsfeuchtigkeit an: An regnerischen Tagen kann es in der Box ein bisschen zu nass werden, an sonnigen Tagen oder bei trockener Heizungsluft im Winter ist das Gegenteil der Fall… Alles in allem also eher eine unpraktische Lagermethode, für eine Langzeit-Lagerung sind Holzkisten komplett ungeeignet.

Fazit: Der Konsument entscheidet!

Manche lieben es, wenn die Blüten so trocken sind, dass man sie einfach nur böse anschauen muss anstatt sie zu grinden! Andere feiern es, wenn die Blüten vor lauter Feuchtigkeit noch im Grinder hängen bleiben und sich erst nach einigen ordentlichen Klopfern lösen, wieder andere wollen immer schön fluffige Blüten mit der perfekten Restfeuchte, die im Grinder noch dazu schön aufgehen… Die Geschmäcker sind verschieden! Und abgesehen von „ich mag die Weichmacher im Plastik!“ habe ich von Bekannten zu jeder der hier vorgestellten Lagerungsmethoden unzählige sinnvolle Vor- und Nachteile präsentiert bekommen. Die Wahl des „Lager-Gegenstandes“, sei es eine Dose, eine Kiste, ein Seesack (true story!) oder eine getarnte Mixery-Dose (ihr kennt sie alle!) hängt aber aktuell auch noch von einem riesigen Faktor ab, den ich im ganzen Text nicht erwähnt habe:

Unauffällig sollte es sein…