Schlaf ist eine lebenswichtige Funktion für die körperliche und geistige Gesundheit. Doch für viele Menschen ist ein erholsamer Schlaf keine Selbstverständlichkeit. Dabei können Schlafstörungen verschiedene Formen annehmen und erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben und vor allem die Gesundheit haben. 

Was ist eine Schlafstörung?

Gemäß der ICSD-2  (International Classification of Sleep Disorders) wird zwischen verschiedenen Schlafstörungen unterschieden, die jeweils andere Ursachen und verschiedene Ausprägungen haben können:

  • Insomnie (Schlaflosigkeit)
  • Parasomnie (Verhaltensauffälligkeit im Schlaf)
  • Hypersomnie (erhöhtes Schlafbedürfnis)
  • schlafbezogene Atmungsstörungen (z. B. Schlafapnoe)
  • schlafbezogene Bewegungsstörungen (z. B. Restless-Legs-Syndrom)
  • cirkadiane Rhythmusstörungen (Störungen des Schlaf-wach-Rhythmus)

Die Insomnie (Schlaflosigkeit) ist die häufigste Schlafstörung und zeichnet sich durch Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen sowie durch unruhigen Schlaf aus. Weitere Formen sind die Parasomnie, bei der ungewöhnliche Ereignisse während des Schlafes auftreten (z. B. Schlafwandeln) und die Hypersomnie, die eine exzessive Tagesschläfrigkeit mit sich bringt.

Weit verbreitet ist auch die Schlafapnoe, bei der es zu wiederholten Atemaussetzern während des Schlafs kommt. Diese Unterbrechungen können aufgrund einer blockierten Atemwegsobstruktion (obstruktive Schlafapnoe) oder einer gestörten Signalübertragung zwischen Gehirn und Atemmuskulatur (zentrale Schlafapnoe) auftreten.

Daneben können auch verschiedene Erkrankungen Schlafstörungen auslösen, insbesondere psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Auch wer unter chronischen Schmerzen leidet, hat oftmals Ein- und Durchschlafprobleme. Das betrifft auch viele Menschen, die überwiegend nachts arbeiten, bei denen dann eine circadiane Rhythmusstörung auftritt. Hier wird der natürliche 24-Stunden-Zyklus, der den Schlaf-wach-Rhythmus reguliert, gestört wird.

Ursachen von Schlafstörungen

Die Ursachen für Schlafprobleme können vielfältig sein. Am häufigsten beeinträchtigen psychische Belastungen wie Stress, Angstzustände, Depressionen oder Sorgen den Schlaf. Ebenso kann ein unregelmäßiger Schlafrhythmus (z. B. durch Schichtarbeit) zu Schlafstörungen führen. Auch eine mangelnde Schlafhygiene, das „falsche“ Bett oder der Konsum von Koffein, Alkohol oder schweren Mahlzeiten vor dem Schlafengehen können den Schlaf ganz empfindlich stören.

Darüber hinaus können Schlafstörungen infolge von verschiedenen Erkrankungen (z. B. chronische Schmerzen, Asthma, gastroösophagealer Reflux oder Restless-Legs-Syndrom) oder durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten (z. B. Antidepressiva oder Betablocker) auftreten.

Nicht jede Schlafstörung muss gleich zu einem ernsthaften Problem werden. So leidet jeder Mensch ab und zu mal unter einem gestörten Schlaf. Werden Schlafstörungen jedoch chronisch, sollte ein Arzt konsultiert werden. Dabei gilt eine Schlafstörung dann als chronisch, wenn an drei oder mehr Tagen pro Woche über einen Zeitraum von mehr als einem Monat Schlafprobleme auftreten. 

Um die spezifischen Ursachen für Schlafstörungen zu identifizieren, ist es empfehlenswert, ein Schlaftagebuch zu führen und dieses dem Arzt vorzulegen. 

Was sind die Folgen von chronischem Schlafmangel?

Chronischer Schlafmangel kann schwerwiegende Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit haben. Durch den Schlafmangel kommt es zu Beeinträchtigungen der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, was zu erheblichen Problemen bei der Arbeit oder im Alltag führen kann. Zudem können psychische Symptome wie Reizbarkeit, Nervosität und innere Unruhe auftreten.

Langfristiger Schlafmangel erhöht zudem das Risiko für eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen, darunter Herzkrankheiten, Schlaganfall, Diabetes, Fettleibigkeit, Depressionen und Angstzustände. Auch das Immunsystem leidet und es entsteht eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. Deshalb sollten Schlafstörungen frühzeitig behandelt werden.

Behandlung von Schlafstörungen

Schlafmittel – egal, ob rezeptpflichtig oder nicht verschreibungspflichtig – können kurzfristig Abhilfe schaffen. Allerdings beheben sie nicht die Ursache und bergen bei langfristiger Einnahme ein Abhängigkeitsrisiko. Deshalb sollten Betroffene auf nicht-medikamentöse Maßnahmen zurückgreifen. 

Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Strategien, die Menschen dabei unterstützen können, ihre Schlafqualität zu verbessern und Schlafstörungen zu überwinden. Eine Möglichkeit besteht darin, eine konsistente Schlafroutine zu etablieren. Indem man jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett geht und aufsteht, kann der Körper einen stabilen Schlafrhythmus entwickeln, der das Einschlafen erleichtert und nächtliche Unterbrechungen reduziert.

Die Schaffung eines entspannenden Schlafumfelds ist ebenfalls von großer Bedeutung. Ein kühles, dunkles und ruhiges Zimmer kann dazu beitragen, die Schlafqualität zu verbessern. Die Vermeidung von Smartphone, Tablet oder Fernseher vor dem Zubettgehen ist ebenfalls ratsam, da das bläuliche Licht von elektronischen Geräten die Produktion des Schlafhormons Melatonin beeinträchtigen kann.

Darüber hinaus können Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen dabei helfen, den Geist zu beruhigen und körperliche Spannungen abzubauen, was wiederum den Schlaf fördert. Auch die Reduzierung von Stress und Angst kann einen positiven Einfluss auf die Schlafqualität haben.

Zusammenhänge zwischen dem Schlaf-wach-Rhythmus und dem Endocannabinoid-System

Das Endocannabinoid-System (ECS) reguliert zahlreiche Prozesse im Körper. Auch am Schlaf-wach-Rhythmus ist das ECS beteiligt, was verschiedene Studien zeigen. So haben Forscher festgestellt, dass das Endocannabinoid Anandamid den Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1) aktivieren kann und damit die Aktivität im Thalamus erhöht (zentrales Integrations-, Steuerungs- und Koordinationsorgan sensibler und sensorischer Sinnessysteme im Gehirn).[1]

Darüber hinaus konnte beobachtet werden, dass nachts die Anandamid-Konzentration höher ist und gemeinsam mit anderen Botenstoffen schlaffördernd wirken kann. Hingegen scheint die Konzentration des Endocannabinoids 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) tagsüber erhöht zu sein, sodass es wahrscheinlich am Wachwerden oder Wachbleiben beteiligt sein könnte.

Bislang sind die genauen Zusammenhänge noch nicht geklärt. Zudem muss auch beachtet werden, dass weitere Systeme im Körper den Schlaf-wach-Rhythmus steuern. Dennoch ist es denkbar, dass die Cannabinoide aus der Cannabispflanze, die sich an die Rezeptoren des ECS binden, den Schlaf-wach-Rhythmus beeinflussen können. 

Studien zu den schlaffördernden Effekten von Cannabis

Die schlaffördernde Wirkung von Cannabis wird häufig im Rahmen von Studien als Nebeneffekt aufgeführt, bzw. berichten Probanden, dass sich die Schlafqualität verbessert habe. Hingegen gibt es kaum Studien, in denen die Effekte auf den Schlaf gezielt untersucht wurden.

Für eine Studie rekrutierten Forscher 163 Erwachsene, die medizinisches Cannabis für eine körperliche oder psychische Erkrankung nutzten, die dann Selbstauskünfte zu den Themen Schlafprobleme, Schlafqualität und den Cannabiskonsum einschließlich der bevorzugten Art abgeben sollten.[2]

81 Teilnehmer gaben an, Cannabis zur Behandlung von Schlaflosigkeit und 14 Teilnehmer Cannabis zur Verringerung von Albträumen zu verwenden. Dabei bevorzugten Teilnehmer mit Albträumen Sativa-dominante Cannabissorten. Hingegen konsumierten Teilnehmer, die unter Schlaflosigkeit litten, eher Indica-dominante Sorten mit einem höheren CBD-Gehalt. 

Aus diesen Ergebnissen könnte sich schließen lassen, dass die Auswirkungen von Cannabis auf den Schlaf je nach Cannabinoidprofil variieren können. 

Studie: medizinisches Cannabisöl wirksam gegen Schlafstörungen

Etwas aussagekräftiger ist eine Studie mit 29 Teilnehmern, die unter chronischer Schlaflosigkeit litten.[2] Diese wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Während die erste Gruppe lediglich ein Placebo erhielt, wandte die zweite Gruppe ein medizinisches Cannabisöl mit 10 mg THC und 15 mg CBD an. Während der zweiwöchigen Behandlung sollten die Teilnehmer ein tägliches Schlaftagebuch führen und verschiedene Fragebögen ausfüllen. 

Im Ergebnis heißt es, dass Cannabisöl im Allgemeinen gut vertragen wurde und bei der Verbesserung des Schlafs wirksam war, wobei 60 Prozent der Teilnehmer am Ende des zweiwöchigen Interventionszeitraums nicht mehr als klinische Schlaflose eingestuft wurden. 

Interessant war, dass sich der nächtliche Melatoninspiegel in der Cannabisöl-Gruppe signifikant um 30 Prozent erhöhte und in der Placebogruppe um 20 Prozent sank. 

In der Zusammenfassung heißt es, dass das medizinische Cannabisöl sowohl die Schlafdauer als auch die Schlafqualität im Vergleich zum Placebo verbesserte, insbesondere der leichte Schlaf nahm im Vergleich zu Placebo um 21 Minuten/Nacht zu. Auch die Qualität des Schlafs verbesserte sich in der Cannabisöl-Gruppe um bis zu 80 Prozent.

Zusammenfassung: Cannabis gegen Schlafstörungen

Jeder Mensch leidet hin und wieder unter Schlafstörungen und hat Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Das allein ist noch kein Grund zur Besorgnis. Nehmen die Schlafprobleme jedoch einen chronischen Verlauf, kann der Schlafmangel die Gesundheit ernsthaft gefährden. Deshalb sollten lang andauernde Schlafstörungen ärztlich abgeklärt werden.

Bislang gibt es keine soliden Beweise dafür oder dagegen, dass Cannabis eine schlaffördernde Wirkung besitzt. Man weiß jedoch, dass das Endocannabinoid-System am Schlaf-wach-Rhythmus beteiligt ist, sodass Cannabis tatsächlich den Schlaf beeinflussen könnte. Dies scheint von verschiedenen Faktoren abhängig zu sein, wie zum Beispiel dem Cannabinoidprofil, der Konsumart und nicht zuletzt von individuellen Faktoren. Hier sind tiefergehende Studien zur Bewertung von Cannabis und Schlaf erforderlich, um herauszufinden, was in welchem Zusammenhang, wie und für wen wirkt.

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Quellen

[1] Dasilva M, Grieve KL, Cudeiro J, Rivadulla C. Anandamide activation of CB1 receptors increases spontaneous bursting and oscillatory activity in the thalamus. Neuroscience. 2014 Apr 18;265:72-82. doi: 10.1016/j.neuroscience.2014.01.049. Epub 2014 Feb 5. PMID: 24508153, Download vom 15.03.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24508153/

[2] Belendiuk KA, Babson KA, Vandrey R et. al, Cannabis species and cannabinoid concentration preference among sleep-disturbed medicinal cannabis users. Addict Behav. 2015 Nov;50:178-81. doi: 10.1016/j.addbeh.2015.06.032. Epub 2015 Jun 23. PMID: 26151582, Download vom 15.03.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26151582/

[3] Ried K, Tamanna T, Matthews S, Sali A. Medicinal cannabis improves sleep in adults with insomnia: a randomised double-blind placebo-controlled crossover study. J Sleep Res. 2023 Jun;32(3):e13793. doi: 10.1111/jsr.13793. Epub 2022 Dec 20. PMID: 36539991, Download vom 15.03.2024 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36539991/