Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine neurologische Erkrankung, die bei Erwachsenen relativ häufig vorkommt. Dabei sind in der Regel Frauen öfter betroffen als Männer. Im Kindes- und Jugendalter tritt es eher selten auf und wird dann oft als Wachstumsschmerz oder Hyperaktivitätsstörung diagnostiziert.
Welche Symptome kann das Restless-Legs-Syndrom auslösen?
Charakteristisch für das RLS sind unruhige Beine in den Abendstunden und/oder nachts. Betroffene verspüren einen starken Drang, ihre Beine zu bewegen. Hinzu kommen Missempfindungen wie Kribbeln, Ziehen, Reißen und Druckgefühl in den Beinen. Einige Betroffene leiden auch unter Schmerzen oder krampfähnlichen Beschwerden.
Qualvoll sind für Betroffene vor allem die Spannungsgefühle, Unruhe und/oder der Druck in den Beinen, wobei die meisten diese Gefühle schwer beschreiben können. Linderung verschafft in der Regel die Bewegung der Beine – allerdings nur für kurze Zeit. Hingegen verschlechtert sich die Symptomatik oftmals im Sitzen oder Liegen.
Übrigens müssen beim Restless-Legs-Syndrom (RLS) nicht automatisch beide Beine betroffen sein. Manche Menschen spüren die Symptome nur in einem Bein. Zudem können die Arme und selten auch die Brustwand betroffen sein.
Neben diesen Symptomen bringt die Erkrankung weitere Probleme mit sich. Denn der Großteil der Betroffenen findet aufgrund der Symptome nicht in den Schlaf oder leidet unter Schlafstörungen. Das wiederum führt zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen und kann schlimmstenfalls weitere gesundheitliche Folgen haben. Auch die Lebensqualität leidet enorm, wenn das Restless-Legs-Syndrom besonders schwer ausgeprägt ist.
Was sind die Ursachen des Restless-Legs-Syndroms?
Die genauen Ursachen der unruhigen Beine sind nicht bekannt. Vermutet wird, dass bei Betroffenen der Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn gestört sein könnte. Dabei ist der Botenstoff Dopamin an der Erregungsleitung zwischen den Nervenzellen verantwortlich. Eine Störung dieses Stoffwechsels führt dann zur fehlerhaften Übertragung von Nervensignalen. Dabei wird der Botenstoff dann entweder nicht ausreichend im Gehirn gebildet oder aber vom Nervensystem nicht weiterverwertet. Eine weitere mögliche Ursache kann eine Störung im Hirnstamm und dem Kleinhirn sein.
Darüber scheint auch eine erbliche Komponente eine Rolle zu spielen, denn die Erkrankung tritt gehäuft in Familien auf. Inzwischen wird angenommen, dass bestimmte Gene an der Entstehung der Krankheit beteiligt sind, wobei die genauen Zusammenhänge noch unklar sind.
Welche RLS-Formen gibt es?
Das Restless-Legs-Syndrom wird in die Formen idiopathisches und sekundäres RLS eingeteilt. Während bei der idiopathischen Form die Ursache nicht geklärt ist, tritt das sekundäre RLS infolge einer Krankheit auf, wie zum Beispiel bei einem Nährstoffmangel, Schilddrüsenfunktionsstörung, Polyneuropathie, Diabetes mellitus oder psychischen Erkrankungen (Depression/Angststörungen).
Auch bestimmte Medikamente können RLS-Beschwerden auslösen oder verschlimmern. Hierzu gehören vor allem Medikamente, die bei Übelkeit (z. B. Metoclopramid) oder Depressionen (z. B. Antidepressiva) zum Einsatz kommen. Ebenso können Antipsychotika wie Haloperidol oder Risperidon den Bewegungsdrang der Beine verstärken. Weitere Medikamente, die das Restless-Legs-Syndrom verstärken können, sind unter anderem Antihistaminika, Kalziumkanalblocker und Betablocker.
Restless-Legs-Syndrom: Therapien und Behandlung
Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach dem Schweregrad der Symptomatik und wie hoch der Leidensdruck des Betroffenen ist. Kann eine auslösende Grunderkrankung ausgeschlossen werden, können bestimmte Arzneimittel zur Anwendung kommen. Mittel der ersten Wahl ist der Wirkstoff L-Dopa (Levodopa) bzw. die Wirkstoffkombination Benserazid und Levodopa.
In einigen Fällen werden auch Dopaminagonisten wie Pramipexol, Rotigotin oder Ropinirol in Betracht gezogen. Während L-Dopa eine Dopamin-Ersatztherapie darstellt, können die Dopaminagonisten das Dopamin nachahmen und entfalten dopaminartige Effekte.
Sollte die medikamentöse Therapie nicht den gewünschten Erfolg bringen, bzw. keine wesentliche Besserung der Symptome eintreten oder starke Nebenwirkungen auftreten, erhalten Betroffene oftmals Antiepileptika oder aber bei einem ausgeprägten schmerzhaften RLS Opioide.
Was kann man selbst tun beim RLS?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Betroffene ergreifen können, um die Beschwerden zu lindern:
- Wechselduschen
- Fußbäder
- Massage der Beine
- regelmäßige Bewegung und Dehnübungen
- kein Alkohol, Koffein oder Nikotin vor dem Schlafengehen
In einigen Fällen können Betroffene auch von der Einnahme von Magnesium, Vitamin B12, Eisen und Folsäure profitieren. Dies sollte jedoch erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Einfluss des Endocannabinoid-Systems auf die Dopaminsignalisierung
Das Endocannabinoid-System (ECS) setzt sich aus den Cannabinoid-Rezeptoren 1 (CB1) und 2 (CB2), den Endocannabinoiden wie Anandamid und 2-Arachidonylglycerin (2-AG) und verschiedenen Enzymen zusammensetzt. Als Regulierungs- und Signalsystem ist das ECS an diversen Vorgängen im Körper beteiligt, wie zum Beispiel der Schmerzwahrnehmung, den Emotionen, dem Hormonhaushalt und den Gehirnaktivitäten.
Studien legen nahe, dass ECS (speziell CB1-Rezeptoren) und das Dopaminsystem im Gehirn zusammenarbeiten und sich gegenseitig beeinflussen. Wenn das Dopaminsystem verändert wird (zum Beispiel durch Medikamente), kann dies auch die Produktion und Freisetzung von dem Endocannabinoid Anandamid und die Aktivität von CB1-Rezeptoren beeinflussen. Außerdem können die CB1-Rezeptoren im Gehirn ihre Arbeitsweise verändern, um die Aktivität von Dopamin auszugleichen oder zu beeinflussen.
Weiter wird angenommen, dass die Blockade von CB1-Rezeptoren die Dopaminwirkung verstärken kann und dass die Stimulation der CB1-Rezeptoren die Empfindlichkeit gegenüber Dopamin erhöht. Diese Wechselwirkungen könnten dabei helfen, neue therapeutische Strategien für Krankheiten zu entwickeln, bei denen Dopamin eine Rolle spielt.[1]
(Aktuell) keine Studien zu den Wirkungen von Cannabis auf das RLS
Obwohl die Cannabinoide aus der Cannabispflanze das ECS beeinflussen und laut der zuvor genannten Hypothese, dass das ECS an der dopaminergen Übertragung beteiligt ist, wird noch sehr viel Forschung notwendig sein, um die genauen Wirkmechanismen zu entschlüsseln und um die Frage zu klären, ob Cannabis tatsächlich beim Restless-Legs-Syndrom eine Therapieoption sein kann.
Bislang gibt es keine aussagekräftigen Studien, die die Wirksamkeit von Cannabinoiden beim RLS bestätigen. In einer Studie heißt es, dass RLS-Patienten, die nicht auf Dopaminagonisten oder Antikonvulsiva ansprechen, von einer vollständigen Remission berichteten, nachdem sie Cannabis konsumiert hatten. Eine solide Studie ist diese jedoch nicht. Denn es ist unklar, um wie viele Teilnehmer es sich hier handelt oder ob es eine Kontrollgruppe gab. Auch ist nicht bekannt, ob und wie medizinisches Cannabis konsumiert wurde oder wie hoch der THC-/CBD-Gehalt war. [2]
Könnte CBD eine Behandlungsmöglichkeit sein?
Ob das nicht berauschend wirkende Cannabinoid Cannabidiol (CBD) die Symptome des Restless-Legs-Syndroms lindern kann, ist unklar. Aktuell lässt sich hierzu nur eine Studie finden, die nicht vielversprechend ist.
An dieser Studie nahmen 18 RLS-Patienten teil, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Sechs Patienten erhielten 75 bis 300 mg CBD, während die übrigen zwölf Patienten ein Placebo bekamen. Jedoch zeigte CBD keine Verringerung der Schwere der Symptomatik.[3]
Zusammenfassung zum Restless-Legs-Syndrom (RLS) und Cannabis
Das Restless-Legs-Syndrom geht mit verschiedenen Beschwerden wie unruhigen Beinen und Missempfindungen einher. Oftmals raubt es Betroffenen auch den Schlaf oder sie können erst gar nicht einschlafen. Die klassische Behandlung sieht die Gabe von verschiedenen Medikamenten wie L-Dopa vor, wobei bei der Einnahme unangenehme Nebenwirkungen auftreten können.
Ob medizinisches Cannabis eine alternative nebenwirkungsärmere Behandlung darstellen kann, lässt sich nicht sagen, bzw. gibt es hierzu keine aussagekräftigen Untersuchungen. Vereinzelt berichten Betroffene von einer Besserung der Beschwerden nach dem Cannabiskonsum, was jedoch eine rein subjektive Betrachtungsweise ist. An dieser Stelle fehlt einfach noch viel Forschung zum Restless-Legs-Syndrom und Cannabis.
Neurologische Erkrankungen und Cannabis als Medizin – hier gibt es einen umfassenden Überblick.
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FAQs
Wie fühlt sich Restless Legs an?
Das Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine) gehört zu den neurologischen Erkrankungen und der Auslöser könnte ein gestörter Dopaminstoffwechsel sein. Das vorherrschende Symptom sind die unruhigen Beine (Bewegungsdrang) sowie Missempfindungen. In Ruhephasen kommt es meist zu einer Verschlechterung der Symptomatik.
Wie bekommt man Restless Legs weg?
Das Restless-Legs-Syndrom kann mit Medikamenten behandelt werden. Neben der medikamentösen Therapie können Betroffene auch selbst Maßnahmen gegen die Beschwerden ergreifen. Hierzu gehören zum Beispiel Wechselduschen, Beinmassagen, regelmäßige Bewegung mit Dehnübungen sowie eine Ernährung mit Lebensmitteln, die Magnesium, Vitamin B12, Folsäure und Eisen enthalten. Hierdurch kann meist schon eine Verbesserung erzielt werden.
Welches ist das beste Medikament gegen Restless Legs?
Im Rahmen der Therapie werden vorwiegend Medikamente mit dem Wirkstoff L-Dopa (Levodopa) bzw. die Kombination aus den Wirkstoffen Benserazid und Levodopa verordnet. Zu den weiteren möglichen Medikamenten gehören Dopaminagonisten, die eine dopaminartige Wirkung entfalten. Sollten sich die Symptome der Erkrankung nicht verbessern, können auch Antiepileptika oder starke Mittel gegen Schmerzen zur Anwendung kommen.
Kann Cannabis bei Restless Legs helfen?
Ob Cannabis die Symptome des Restless-Legs-Syndroms (RLS) lindern kann, ist wissenschaftlich nicht geklärt. Aktuell geben Studien wenige erfolgversprechende Hinweise. Lediglich aus Erfahrungsberichten ist bekannt, dass Cannabis wohl bei einigen Menschen den Schmerz in den Beinen reduzieren konnte.
Quellen
[1] Rodríguez De Fonseca F, Gorriti MA, Bilbao A, Escuredo L et. al, Role of the endogenous cannabinoid system as a modulator of dopamine transmission: implications for Parkinson’s disease and schizophrenia. Neurotox Res. 2001 Jan;3(1):23-35. doi: 10.1007/BF03033228. PMID: 15111259, Download vom 24.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15111259/
[2] Ghorayeb I. More evidence of cannabis efficacy in restless legs syndrome. Sleep Breath. 2020 Mar;24(1):277-279. doi: 10.1007/s11325-019-01978-1. Epub 2019 Dec 9. PMID: 31820197 Download vom 24.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31820197/
[3] de Almeida CMO, Brito MMC, Bosaipo NB et. al, The Effect of Cannabidiol for Restless Legs Syndrome/Willis-Ekbom Disease in Parkinson’s Disease Patients with REM Sleep Behavior Disorder: A Post Hoc Exploratory Analysis of Phase 2/3 Clinical Trial. Cannabis Cannabinoid Res. 2023 Apr;8(2):374-378. doi: 10.1089/can.2021.0158. Epub 2022 Jun 24. PMID: 35749710, Download vom 24.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35749710/