Charakteristisch für eine Psychose ist, dass die Wahrnehmung und die Auffassung der Realität erheblich beeinträchtigt sind. Oftmals hören Betroffene Stimmen, die ihnen Befehle erteilen oder ihnen Angst machen. Nicht selten haben Psychotiker Halluzinationen und sehen beispielsweise Personen, die nicht real sind. Zudem wird häufig ein Verfolgungs- und Bedrohungserleben entwickelt. Auch das formale Denken verändert sich, sodass Betroffene zusammenhanglos und durcheinander sprechen. Die Konzentrationsfähigkeit ist stark gestört und häufig sind Betroffene innerlich unruhig und getrieben. Weitere Symptome einer Psychose können Stimmungsschwankungen, Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen und sozialer Rückzug sein. 

Was sind die Ursachen einer Psychose?

Bei einer Psychose wird zwischen organischen und nicht-organischen Ursachen unterschieden. Während organisch bedingte Psychosen durch eine Erkrankung, wie zum Beispiel eine Hirnverletzung, Schlaganfall, Tumore im Gehirn oder Infektionen wie Meningitis, ausgelöst werden, ist bei einer nicht-organischen Psychose keine körperliche Ursache zu finden. Hierunter fallen unter anderem schizoaffektive Störungen und die Schizophrenie. Zudem können Traumata und bestimmte Umwelteinflüsse das Risiko beeinflussen, eine nicht-organische Psychose zu entwickeln, wobei auch die individuelle Anfälligkeit eine Rolle spielt, die durch die Genetik bestimmt wird.

Wie wird eine Psychose behandelt?

Die Behandlung einer Psychose ist aus mehreren Gründen schwierig, da die Erkrankung oft komplex und individuell sehr unterschiedlich verläuft. Problematisch ist vor allem, dass die meisten Betroffenen keine Krankheitseinsicht haben und nicht bereit sind, sich behandeln zu lassen. Stellen sie eine Gefahr für sich selbst oder andere dar, ist eine Zwangsunterbringung und in schweren Fällen auch eine Zwangsmedikation in einer geschlossenen Psychiatrie unumgänglich. Dabei spielen folgende Medikamente eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Psychosen, insbesondere bei akuten Episoden:

  • Antipsychotika: Diese Medikamente sollen helfen, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und andere psychotische Symptome zu lindern. Verordnet werden typische (erste Generation) und atypische (zweite Generation) Antipsychotika, wie zum Beispiel Risperidon, Olanzapin oder Haloperidol.
  • Beruhigungsmittel: In akuten Fällen, wenn Patienten extrem aufgeregt oder verängstigt sind, können kurzfristig Beruhigungsmittel (z. B. Benzodiazepine) eingesetzt werden, um die Anspannung zu reduzieren.
  • Antidepressiva oder Stimmungsstabilisatoren: Unter Umständen kann die Gabe von Antidepressiva oder Stimmungsstabilisatoren notwendig sein, beispielsweise dann, wenn Patienten stark depressiv sind.

Da Psychosen oft chronisch oder wiederkehrend sein können, ist es zudem wichtig, dass Betroffene ihre Medikamente regelmäßig einnehmen.

Wenn die akuten Symptome unter Kontrolle sind und Patienten eine Behandlungseinsicht zeigen, kann eine Psychotherapie oder kognitive Verhaltenstherapie helfen. Auch eine sozialpädagogische Unterstützung bei der Alltagsbewältigung kann hilfreich sein.

Kann Cannabis eine Psychose auslösen?

Studien zeigen, dass der Konsum von Cannabis, insbesondere von stark THC-haltigen Sorten und bei regelmäßigem Konsum, das Risiko einer Psychose erhöhen kann, besonders bei Menschen, die bereits eine genetische Veranlagung zu psychischen Störungen haben. Beispielsweise hat eine groß angelegte Studie der National Institute on Drug Abuse (NIDA) in Zusammenarbeit mit Forschern aus Dänemark gezeigt, dass bis zu 30 Prozent der Schizophreniefälle bei jungen Männern (21-30 Jahre) möglicherweise durch den Verzicht auf den Cannabiskonsum hätten verhindert werden können. Dies deutet auf eine klare Verbindung zwischen regelmäßigem Cannabiskonsum und einem erhöhten Risiko für Schizophrenie hin.[1]

Obwohl nicht jeder Cannabiskonsument eine Psychose entwickelt, besteht ein erhöhtes Risiko für Menschen, die regelmäßig und hoch dosiert konsumieren, besonders in jungen Jahren und bei Vorbelastung durch psychische Erkrankungen. Daher ist Vorsicht im Umgang mit Cannabis geboten, besonders bei potenziell gefährdeten Gruppen.

Können Cannabinoide eine antipsychotische Wirkung entfalten?

Es klingt paradox, wenn Cannabis das Risiko erhöht, an einer Psychose zu erkranken, und gleichzeitig Cannabinoide das Potenzial besitzen sollen, antipsychotisch wirken zu können. Das zeigt, wie komplex dieses Thema ist bzw. die Wirkweise von Cannabis. Während Tetrahydrocannabinol (THC) die Entstehung einer Psychose begünstigen kann, legen Studien nahe, dass Cannabidiol (CBD) gegenteilig wirken kann.

Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben bereits im Jahr 2012 darauf hingewiesen, dass eine enge Beziehung zwischen Cannabis, dem Endocannabinoid-System (ECS) und Psychosen existiert bzw. wurde in einigen Studien festgestellt, dass bei Psychosen eine Dysregulation der Endocannabinoid-Signalübertragung vorliegen könnte. Von Bedeutung könnten hier die Endocannabinoide Anandamid und 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) sein, die eine schützende Rolle spielen könnten. Somit könnte eine pharmakologische Beeinflussung des ECS mit potenziell antipsychotischen Eigenschaften verbunden sein. Aus den Ergebnissen verschiedener Studien an Tieren und Menschen schlussfolgerten die Forscher, dass diese die Hypothese bestätigen, dass CBD ein ähnliches pharmakologisches Profil wie atypische Antipsychotika aufweisen könnte. [2]

Untermauert wird diese Hypothese durch eine Studie an Schizophreniepatienten, in der CBD antipsychotische Eigenschaften aufwies, die mit dem Antipsychotikum Amisulprid vergleichbar sind. Da CBD den Anandamid-Spiegel erhöhen kann, wurde auch hier angenommen, dass die antipsychotische Wirkung auf Mechanismen beruht, die mit erhöhten Anandamid-Konzentrationen verbunden sind. [3]

CBD als vielversprechendes Antipsychotikum

Einige Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse. So erhielten in einer Studie 88 Schizophreniepatienten sechs Wochen lang entweder 1.000 Milligramm CBD pro Tag oder ein Placebo neben der antipsychotischen Medikation. In der CBD-Gruppe reduzierten sich die psychotischen Symptome bei den Patienten signifikant.[4]

Bisherige Studienergebnisse deuten darauf hin, dass CBD bei einer Schizophrenie hauptsächlich durch die Endocannabinoid-Signalgebung antipsychotische Wirkungen ausüben kann. Zudem scheint CBD die Fähigkeit zu besitzen, psychotische Angstsymptome reduzieren zu können. [5]

Zusammenfassung zum Einsatz von Cannabis bei Psychosen

Das Cannabinoid THC kann sowohl bei gesunden als auch psychotisch erkrankten Menschen psychotische Symptome auslösen. Wiederum scheint das Cannabinoid CBD die Entstehung einer Psychose nicht zu begünstigen, vielmehr scheint es das Potenzial zu besitzen, die Symptome zu unterbinden. Bislang sind die genauen Wirkmechanismen aber noch nicht entschlüsselt. Es wird noch viel Forschung geben müssen, um sichere Aussagen zur potenziellen Wirksamkeit von CBD bei Psychosen treffen zu können.

Weitere Informationen zum Thema psychische Erkrankungen und medizinisches Cannabis enthält dieser Artikel.

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FAQs

Wie äußert sich eine Psychose durch Cannabiskonsum?

Eine Psychose äußert sich durch verschiedene Symptome, wie zum Beispiel Wahnvorstellungen, Ich-Störungen, Realitätsverlust, Verfolgungs- und Bedrohungserleben. Möglich sind auch Halluzinationen. Zusätzlich können Betroffene auch unter Angst, Panik und Depressionen leiden.

Wie oft löst Cannabis Psychosen aus?

Nicht jeder Cannabiskonsument entwickelt eine Psychose. Jedoch besteht ein erhöhtes Risiko für Konsumenten, wenn sie regelmäßig Cannabis nutzen, vor allem in jungen Jahren und wenn bei Vorbelastung durch psychische Erkrankungen.

Was ist eine toxische Psychose?

Eine toxische Psychose kann entstehen, wenn Cannabis mit hohem THC-Gehalt konsumiert wird. Hierdurch können psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen entstehen. In der Regel verschwinden diese Symptome einige Tage nach dem letzten Konsum.

Quellen

[1] C Hjorthøj, et al. Association between cannabis use disorder and schizophrenia stronger in young males than in females(link is external). Psychological Medicine. DOI: 10.1017/S0033291723000880 (2023), Download vom 14.10.2024 von https://www.nih.gov/news-events/news-releases/young-men-highest-risk-schizophrenia-linked-cannabis-use-disorder

[2] Roser P, Haussleiter IS. Antipsychotic-like effects of cannabidiol and rimonabant: systematic review of animal and human studies. Curr Pharm Des. 2012;18(32):5141-55. doi: 10.2174/138161212802884690. PMID: 22716153, Download vom 14.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22716153/

[3] Leweke FM, Mueller JK, Lange B, Rohleder C. Therapeutic Potential of Cannabinoids in Psychosis. Biol Psychiatry. 2016 Apr 1;79(7):604-12. doi: 10.1016/j.biopsych.2015.11.018. Epub 2015 Nov 28. PMID: 26852073, Download vom 14.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26852073/

[4] McGuire P, Robson P, Cubala WJ, Vasile D, Morrison PD, Barron R, Taylor A, Wright S. <span class=“no-highlight“>Cannabidiol (CBD)</span> as an Adjunctive Therapy in Schizophrenia: A Multicenter Randomized Controlled Trial. Am J Psychiatry. 2018 Mar 1;175(3):225-231. doi: 10.1176/appi.ajp.2017.17030325. Epub 2017 Dec 15. PMID: 29241357, Download vom 14.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29241357/

[5] Mandolini GM, Lazzaretti M, Pigoni A, Oldani L, Delvecchio G, Brambilla P. Pharmacological properties of cannabidiol in the treatment of psychiatric disorders: a critical overview. Epidemiol Psychiatr Sci. 2018 Aug;27(4):327-335. doi: 10.1017/S2045796018000239. Epub 2018 May 23. PMID: 29789034; PMCID: PMC6998871, Download vom 14.10.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29789034/