Cannabis ist eine der am häufigsten angebauten Heilpflanzen weltweit und wird sowohl für medizinische als auch Freizeitzwecke verwendet. Eine der vielen Möglichkeiten, die spannenden Eigenschaften von Cannabis zu intensivieren, ist die Verwendung von F1-Hybrid-Saatgut. Diese Hybrid-Samen entstehen durch die Kreuzung zweier Pflanzen, die sorgfältig ausgewählt wurden, um bestimmte Eigenschaften wie höhere Erträge, bessere Resistenz gegen Schädlinge und Krankheiten oder einzigartige Aromen zu verbessern. Obwohl F1-Hybrid-Cannabis-Samen einige Vorteile bieten, gibt es aber auch bestimmte Nachteile, die bei der Entscheidung für diese Art von Samen berücksichtigt werden müssen.

F1-Hybrid-Saatgut

F1-Hybriden haben durch ihre Zucht eine höhere Uniformität. Das bedeutet, dass sie in gewissen Eigenschaften wie Größe, Farbe, Form, Ertrag oder Reifezeit weniger stark variieren. Beispiele, weshalb das ein großer Vorteil sein kann, findet man in der Landwirtschaft: Weil Maispflanzen und Getreide so züchtet wurden, eine bestimmte Höhe zu erreichen, kann man sie einfach mit einer Maschine ernten.

Genau diese Vorteile versucht man auch für Cannabis nutzbar zu machen: Bei F1-Hybriden kann man sehr genau vorhersagen, wie die Pflanze wachsen wird, wie groß sie circa sein wird oder wie lange die Blütephase dauern wird. Solche Daten sind für einen effizienten Anbau extrem wichtig. Aus diesem Grund wird Hydrid-Saatgut besonders in großen Plantagen eingesetzt.

F1-Hybriden können insgesamt außerdem höhere Erträge bieten (sofern daraufhin gezüchtet) und haben eine bessere Resistenz gegen Schädlinge und Krankheiten als reguläres oder feminisiertes Saatgut. Darüber hinaus ist die Genetik oft besser angepasst an bestimmte Umweltbedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit und Bodentyp.

Sobald man aber versucht, mit F1-Hybriden eigene Sorten zu kreuzen, fällt einem der größte Nachteil auf: F1-Hybriden sind nicht “samenfest“. Die nachfolgende Generation besitzt unvorhersehbare Merkmale und ist meistens sehr instabil. Dies Art von Saatgut eignet sich also immer nur für einen Durchgang.

In der Landwirtschaft spaltet Hybridsaatgut genau aus diesem Grund die Gemüter: In den 90er Jahren wurde ein Großteil der armen Landwirte in Entwicklungsländern mit billigem Hybrid-Saatgut und dessen angeblichen Vorteilen gelockt – bis sie merkten, dass sie so kein eigenes Saatgut mehr nachzüchten konnten und von nun ab abhängig von den Samenherstellern waren. Dieser Umstand sorgte über viele Jahre für große Probleme und gab dem Begriff “Hybrid-Saatgut” auch in der Öffentlichkeit eine negative Konnotation.

Monokultur mit F1-Hybrid-Mais
Abb.1: Eine Pflanze gleicht der anderen: Mais wird oft als F1-Hybrid angebaut, damit alle Pflanzen genau gleich groß werden.

Reguläres Saatgut

Für Cannabis , und viele andere Nutzpflanzen, gibt es verschiedenen Arten von Saatgut: Das ganz normale, unveränderte Saatgut wird als “regulär” bezeichnet. Reguläre Samen entstehen durch die natürliche Kreuzung zweier Elternpflanzen, die sich durch Bestäubung vermehren. Diese Sorten werden seit Generationen immer wieder mit gewünschten Exemplaren der selben Sorte gekreuzt, um eine möglichst stabile Sorte zu erhalten. Durch diese Inzucht-Züchtung ist der Genpool der Pflanzen so weit eingeschränkt, dass man von einer „Sorte“ sprechen kann, da die Nachkommen mit großer Wahrscheinlichkeit ähnliche Merkmale haben wie ihre Eltern.

Es entstehen außerdem männliche und weibliche Pflanzen, die sich erneut bestäuben können, um eine neue Generation Samen zu bilden: Der Kreislauf der Natur läuft hier also ganz normal ab. Reguläres Saatgut ist oft kostengünstiger als F1-Hybridsaatgut, kann reproduziert werden und ermöglicht es Landwirten, ihre eigenen Samen für den nächsten Durchgang zu ernten. Ein großer Vorteil vom regulärem Saatgut ist zudem die größere genetische Vielfalt, die für die Anpassung an verschiedene Umweltbedingungen, beispielsweise steigende Temperaturen oder lange Trockenphasen, unabdingbar ist.

Tomaten, bunt gemischt
Abb.2: Um eine solche Vielfalt zu erhalten, werden reguläre Samen miteinander gekreuzt, bis die gewünschten Merkmale entstehen.

Feminisiertes Saatgut

Feminisiertes Saatgut wurde entwickelt, um ausschließlich weibliche Pflanzen zu produzieren. Im Allgemeinen haben feminisierte Samen gegenüber regulärem Saatgut mehrere Vorteile. Da die Pflanzen nur weibliche Blüten produzieren, ist der Ertrag höher und insgesamt auch reiner, was besonders bei der Weiterverarbeitung nützlich ist.

Männliche Pflanzen können unerwünschte Effekte haben. Sie befruchten die weibliche Pflanze, die daraufhin Samen bilden, was, neben dem Geschmack, auch den THC-Wert negativ beeinflusst. Außerdem spart man sich als Grower einiges an Platz, da man nicht zu Beginn der Blüte ungefähr die Hälfte der Pflanzen entsorgen muss. Weil feminisiertes Saatgut nur weibliche Pflanzen produziert, können Grower die Qualität ihrer Ernte besser kontrollieren, indem sie sicherstellen, dass nur die besten weiblichen Pflanzen erhalten bleiben und sich fortpflanzen.

Hier liegt aber auch der größte Nachteil: Reguläres Saatgut kann in seinen Eigenschaften stark variieren und ist insgesamt weniger einheitlich als F1-Hybridsaatgut. Teilweise können die Pflanzen also auch anfälliger für Schädlinge und Krankheiten sein.

Im Vergleich zu regulärem Saatgut kann feminisiertes Saatgut weniger stabil sein. Das liegt daran, dass der Prozess der feminisierten Samenproduktion auf genetischen Manipulationen beruht und die genetische Stabilität von feminisierten Samen dadurch manchmal beeinträchtigt sein kann. Dies kann zu unerwarteten Phänotypen oder unvorhersehbaren Eigenschaften führen.

Feminisierte Samen sind in der Regel teurer als reguläre, da die Herstellung von feminisiertem Saatgut aufwändiger ist und spezielle Techniken und Werkzeuge erfordert. Die Herstellung von feminisiertem Saatgut wird häufig mit bestimmten Chemikalien durchgeführt, um die weibliche Geschlechtlichkeit der Pflanzen zu fördern. Diese Chemikalien können die Umwelt belasten und schädlich für andere Pflanzen und Tiere sein. Obwohl feminisiertes Saatgut eine höhere Kontrolle über die Qualität der Ernte ermöglicht, kann es auch dazu führen, dass Züchter zu sehr auf bestimmte Merkmale achten und so die genetische Vielfalt in ihren Ernten einschränken.

Hanfsamen in einer Dose aus Blech
Abb.3: Feminisiertes Saatgut ist besonders bei Cannabispflanzen sehr beliebt. Die Herstellung ist jedoch aufwändig und kompliziert.

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass jede Art von Saatgut – F1 Hybrid, feminisiert oder regulär – ihre eigenen Vor- und Nachteile hat, die von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben des Züchters abhängen. F1 Hybride bieten in der Regel eine höhere Qualität und Konsistenz in Bezug auf Ertrag, Geschmack und Wirkung, aber ihre Samen sind oft teurer und können nicht weitergezüchtet werden.

Feminisiertes Saatgut ermöglicht es dem Züchter, nur weibliche Pflanzen anzubauen, was den Ertrag erhöht und den Bedarf an Überwachung und Entfernung von männlichen Pflanzen verringert. Reguläres Saatgut bietet eine größere Vielfalt und ermöglicht es dem Züchter, die Genetik der Pflanzen zu manipulieren und eigene Kreuzungen zu kreieren. Diese Art von Samen erfordert jedoch mehr Überwachung und Selektion, um sicherzustellen, dass am Ende auch wirklich nur weibliche Pflanzen wachsen.

Letztendlich hängt die Wahl des Saatguts von den individuellen Bedürfnissen, Vorlieben und Kenntnissen des Züchters ab. Es ist wichtig, sorgfältig zu recherchieren und sich auf die individuellen Merkmale jeder Art von Saatgut zu konzentrieren, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.


Liebe Patient*innen und Ärzt*innen, verehrte Konsument*innen,

Schon gewusst? Über die Hälfte der Cannabispatienten sind weiblich! Und trotzdem haben wir in unseren Texten bewusst darauf verzichtet, gegenderte Formen zu verwenden, um die Lesbarkeit dieses Textes zu verbessern. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass wir keine Befürworter der Gleichstellung aller Geschlechter sind. Auch wenn wir nicht jedes Geschlecht einzeln ansprechen: Wir denken an alle!