Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem übertrieben auf harmlose Stoffe (Allergene), wie zum Beispiel Pollen, Tierhaare, Staub oder bestimmte Nahrungsmittel. Wenn eine Person eine allergische Reaktion zeigt, erkennt das Immunsystem den Stoff fälschlicherweise als Bedrohung und setzt eine Art „Alarm“ in Gang. Dabei werden bestimmte Abwehrstoffe, wie das Antikörper IgE, freigesetzt, die das Allergen binden. Infolge dessen geben die sogenannten Mastzellen chemische Signale ab, sodass der Körper unter anderem beginnt, Histamin auszuschütten. 

Histamin ist der Stoff, der die typischen Allergiesymptome auslöst wie Juckreiz, Niesen, Hautausschlag, laufende Nase oder geschwollene Augen. Es sorgt dafür, dass die Blutgefäße erweitert und durchlässiger werden, was die Entzündung und Rötung verstärkt. In extremen Fällen kann eine allergische Reaktion sogar zu einem anaphylaktischen Schock führen, was eine lebensbedrohliche Situation ist.

Warum manche Menschen Allergien entwickeln und andere nicht, ist noch nicht vollständig geklärt. Forscher gehen davon aus, dass eine Mischung aus genetischen und umweltbedingten Faktoren eine Rolle spielt.

Wie häufig kommt eine Cannabis-Allergie vor?

Aussagekräftige Daten zur Allergie gegen Cannabis gibt es bislang nicht, wobei allergische Reaktionen gegen Hanf-Pflanzen (Nutzhanf) schon häufiger beschrieben wurden. Vermutlich liegt es daran, dass es noch keine belastbaren Zahlen gibt, weil der Konsum von Cannabis in den meisten Ländern illegal ist. Zeigen Personen eine allergische Reaktion nach dem Cannabiskonsum, scheuen sie vielleicht den Besuch beim Arzt. Es dürfte jedoch einige Cannabis-Allergiker geben.

Wie bekommt man eine Cannabisallergie?

Die Cannabisallergie kann wie alle Allergien mit unterschiedlich starken Symptomen einhergehen. Während bei einigen Personen die Allergie nur schwach ausgeprägt ist, kann sie bei anderen lebensgefährlich sein und zu einem anaphylaktischen Schock führen. Dabei hängt die Stärke der allergischen Reaktion oftmals mit der Art und Weise zusammen, wie der Kontakt mit Cannabis zustande kommt, wie zum Beispiel:

  • Berührung der Pflanze – also Kontakt über die Haut, 
  • Verzehr von Hanfsamen
  • Einatmen der Hanf-Pollen
  • Rauchen/Verdampfen von Cannabisblüten
  • Essen von Lebensmitteln, die mit Cannabis versetzt wurden

Allergische Beschwerden der Atemwege, die durch das Rauchen/Verdampfen entstehen, können beispielsweise eine laufende Nase, geschwollene Schleimhäute in Nase und Mund, Asthma und asthmaähnliche Symptome wie Husten, Atemnot, Schwellungen der Augenlider sowie juckende Augen (Rhinokonjunktivitis) sein.

Bei Hautkontakt können Kontaktallergien entstehen. Typische Beschwerden sind hier ein nesselartiger Haut-Ausschlag (Nesselsucht), Schwellung der Haut/Schleimhäute, Rötungen, Juckreiz sowie Urtikaria (Quaddeln).

Achtung: Es kann eine Anaphylaxie auftreten, eine sehr starke, oft lebensgefährliche allergische Reaktion. Hierbei setzt der Körper große Mengen von Chemikalien frei, die dazu führen, dass Blutgefäße sich weiten und der Blutdruck stark abfällt. Es kann auch zu starken Schwellungen kommen, die das Atmen erschweren. Typische Symptome einer Anaphylaxie sind schneller Herzschlag, Luftnot, Hautausschläge, Schwindel oder Ãœbelkeit. 

Eine Anaphylaxie ist ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss – meistens mit einer Injektion von Adrenalin (Epinephrin), die die Symptome schnell lindern kann. 

Auf dem Schwarz-weiß-Bild liegen Bananen, Tomaten, Kirschen Orangen und Nüsse sowie Cannabisblüten auf einem Tisch. Denn wer eine Cannabis-Allergie hat, ist oft gegen andere Stoffe auch allergisch.
Abb. 1: Cannabisallergie und Kreuzreaktionen.

Cannabis und Kreuzreaktionen

Die Kreuzallergie beschreibt das Phänomen, dass Allergiker, die auf ein bestimmtes Allergen allergisch reagieren, oftmals auch gegen andere Pflanzen, Obst, Gemüse, andere Lebensmittel etc. allergisch sind. Diese Kreuzreaktion lässt sich damit erklären, dass ein Allergen in kleines Molekül mit einer bestimmten Struktur ist. Aufgrund der Überreaktion des Immunsystems werden spezifische Antikörper gebildet, die diese Struktur erkennen. Allerdings gibt es beispielsweise in einer anderen Pflanze Moleküle mit einer ähnlichen Struktur, sodass die Antikörper diese „erkennen“ und ebenfalls eine allergische Reaktion ausgelöst wird. Das ist beispielsweise der Fall, wenn jemand bei Birkenpollen allergische Reaktionen zeigt – dann kann die Person auch auf Äpfel reagieren.

Die häufigsten Kreuzreaktionen bei einer Cannabis-Allergie entstehen unter anderem bei Nüssen, Tomaten, Bananen, Äpfeln, Kirschen, Pfirsichen und Zitrusfrüchten wie Orangen und Grapefruits. Aber auch bei Tabak, Bier und Wein können Betroffene allergisch reagieren.

Cannabis-Allergie: Diagnose und Therapie

Die Diagnose wird durch die Beschreibung der Symptome erkannt. Zudem kann Hauttest (Prick-Test) durchgeführt werden. Bei diesem Test wird an der Unterarminnenseite mit einer kleinen Nadel die Haut oberflächlich angeritzt. Anschließend erfolgt das Auftragen möglicher Allergene, sodass nach ungefähr 20 bis 30 Minuten festgestellt werden kann, ob die Stelle geschwollen oder gerötet ist oder ob sie juckt und in welcher Stärke eine Reaktion erfolgt ist.

Zur Diagnosestellung kann auch der IgE-Test zum Einsatz kommen. IgE steht für „Immunglobulin E“, ein Antikörper, den der Körper bildet, wenn er gegen etwas allergisch ist. Der IgE-Test misst also die Menge dieser Antikörper im Blut. Entsprechend kann ein erhöhter IgE-Wert ein Zeichen dafür sein, dass eine Cannabis-Allergie besteht.

In einer Studie empfehlen Experten, einen speziellen Test zu machen, der mit einem natürlichen Hanfextrakt arbeitet, der sogenannte sIgE Hanf-Test. Dieser Test prüft, ob das Immunsystem auf Hanf allergisch reagiert. Falls verfügbar, sollte dann ein zusätzlicher Test gemacht werden, der gezielt auf bestimmte Eiweißstoffe im Hanf reagiert, wie etwa Can s 3. Diese zweite Testmethode wird auch als komponentenbasierte Diagnostik bezeichnet, weil sie nicht nur den Hanf allgemein, sondern auch bestimmte Bestandteile davon untersucht. [1]

Bisher gibt es keine Therapie, mit der eine Cannabis-Allergie behandelt oder „geheilt“ werden kann. Auch sind nur wenige Fälle bekannt, in denen eine Desensibilierung mit den Allergenen ausprobiert wurde. Ebenso ist unbekannt, ob die Anwendung von Antihistaminika bei Betroffenen sinnvoll ist. Letztendlich bleibt Betroffenen nur eine Möglichkeit, und zwar den Umgang mit Cannabis zu vermeiden.

Was sagen Studien zu Cannabis-Allergien?

In einer Studie aus dem Jahr 2022 heißt es, dass Cannabis-Allergien (speziell die Pflanze Cannabis sativa betreffend) weltweit zunehmen. Menschen können allergisch auf Cannabis reagieren, wenn sie damit direkt in Kontakt kommen oder es in ihrer Umgebung ist. Dabei reichen die Symptome von mild bis hin zu schweren, möglicherweise gefährlichen Reaktionen. Die Art der Reaktion hängt oft davon ab, wie Personen dem Cannabis ausgesetzt ist – zum Beispiel durch Berührung oder Einatmen. Zudem kommen meist weitere Allergien gegen bestimmte Lebensmittel hinzu. Dieses Phänomen wird als „Cannabis-Frucht-Gemüse-Syndrom“ bezeichnet und entsteht, weil Cannabis ähnliche Proteine enthält wie einige andere Pflanzen. In Europa wurde dieses Syndrom am häufigsten beobachtet. 

Die Diagnose einer Allergie erfolgt normalerweise durch eine gründliche Befragung der Symptome und durch Haut-Tests, bei denen geprüft wird, wie auf zerkleinertes Cannabismaterial reagiert wird. Auch Bluttests, die auf spezifische Antikörper prüfen, oder der sogenannte Basophilenaktivierungstest können helfen, die Allergie sicher zu bestätigen.

Eine Heilung gibt es bisher nicht; die wichtigste Maßnahme ist es, Cannabis zu vermeiden. Es ist jedoch unklar, ob die vollständige Vermeidung von Cannabis dazu beiträgt, das Risiko von Kreuzallergien zu verringern. [2]

Zusammenfassung zur Cannabis-Allergie

Die Cannabispflanze enthält nicht nur Cannabinoide wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), sondern auch zahlreiche weitere Substanzen, auf die Personen allergisch reagieren können. Ob nun leichte oder schwere Reaktionen ausgelöst werden, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, wie beispielsweise vom individuellen Immunsystem und der Kontaktart.

Für die Diagnosestellung gibt es verschiedene Tests (z. B. Prick-Test), die bei anderen Allergien auch zum Einsatz kommen. Behandelbar sind Cannabisallergien aktuell nicht. Die einzige Lösung ist hier, einfach nicht mit Cannabis in Berührung zu kommen.

Informationen zu Cannabis als Medizin und mögliche Einsatzgebiete sind hier zu finden.

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FAQs

Wie äußert sich eine Cannabisallergie?

Anwender mit einer allergischen Reaktion können unter Asthma-ähnlichen Symptomen leiden wie Atemnot und Husten sowie geschwollene Nasen- und Mundschleimhäute und juckende Augen. Bei einem Haut-Kontakt kann es vor allem zu einem Hautausschlag, Rötungen und juckende Haut kommen.

Kann man auf Hanfpflanzen allergisch reagieren?

Ja, tatsächlich kann man allergisch auf die Hanfpflanze oder Cannabispflanze allergisch reagieren. Denn es gibt eine Vielzahl an Substanzen, die eine Allergie auslösen können. Bei Cannabis kommt es vor allem an, wie eine Person damit in Berührung kommt, wie beispielsweise beim Rauchen, Verdampfen, Essen oder Trinken.

Quellen

[1] Decuyper II, Rihs HP, Van Gasse AL et. al, Cannabis allergy: what the clinician needs to know in 2019. Expert Rev Clin Immunol. 2019 Jun;15(6):599-606. doi: 10.1080/1744666X.2019.1600403. Epub 2019 Apr 4. PMID: 30946607, Download vom 09.11.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30946607/

[2] Toscano A, Elst J, van der Poorten ML et. al, Establishing diagnostic strategies for cannabis allergy. Expert Rev Clin Immunol. 2022 Oct;18(10):1015-1022. doi: 10.1080/1744666X.2022.2108791. Epub 2022 Aug 2. PMID: 35912836, Download vom 09.11.2024 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35912836/