Mary Jane Cannabismesse Berlin: Eine große Enttäuschung!

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In diesem Jahr feierte die Mary Jane Messe in Berlin ihr Debüt in einem „legalen“ Setup. Und auch wenn das Messegelände die letzten Jahre quasi dauerhaft von einer Graswolke umhüllt war: So ganz legal war es eben nicht! Daher freute sich die halbe Branche bereits auf diese erste legale Hanfmesse in Deutschland!

Doch trotz der neu gewonnenen Legalität verlief die Veranstaltung alles andere als reibungslos! Viele Besucher berichteten von überfüllten Hallen und einem starken Gedränge im „Chill-Bereich“, die Messe war insgesamt völlig überbucht, endlose Warteschlangen zogen sich um das Messegelände, teils wurde der Einlass komplett untersagt. Die hohen Erwartungen, die an das Event gestellt wurden, wurden durch organisatorische Mängel stark gedämpft!

Für die erste Messe in einem legalen Setting war es ein Reinfall. Tausende Euro an Reise- und Übernachtungskosten, die einer ungenügenden Organisation zum Opfer vielen und die lose Eingliederung von Anbietern, die selbst nach dem Austellungsverbot weiter mit Bauchläden voller (halb-)synthetischer Cannabinoidprodukte durch die Gänge stiefelten. Nichtmal für ein gemeinsames Zelebrieren um 4:20pm hat’s gereicht.

Cannabis-Influencer HomeGrowPro

Zu voll, zu laut, zu potent…!

Doch gehen wir der Reihe nach! Es ist Freitag, der 14.6., die Mary Jane öffnet die Tore! Zunächst fällt auf: Die Warteschlange des Business-Bereiches ist einfach länger, als die der normalen Besucher. Kein Wunder: Mit dem Mary Jane Businessticket darf man sich zum Piefen in den Business-Bereich setzen… Und muss dafür nichtmal etwas mit Business zu tun haben! Meinen privaten Schätzungen zufolge haben 50% der Business-Karten-Inhaber nichtmal ein Gewerbe angemeldet. Aber hey, mit einem Businessband bekommt man eben auch mehr Merch geschenkt, so die Logik vieler…

Am Freitag ging der Spaß dann aber auch so richtig los: THC darf zwar konsumiert werden… Es darf aber nach wie vor nicht verkauft oder abgegeben werden. Aber hey, zum Glück gibt es synthetische Cannabinoide! HHC, HHCP, THCP und wie sie alle heißen, gab es an gefühlt jedem zweiten Stand, als Blüten, Edibles, Hash… oder direkt als hochpotenter Dab! Das diese synthetischen Cannabinoide teilweise um ein vielfaches stärker wirken als THC und die allermeisten Konsumenten keinerlei Toleranz oder Erfahrung mit solchen Stoffen haben, war der Betreiberin und Gründerin der Messe, Nhung Nguyen, scheinbar ziemlich egal. Was sich aber plötzlich änderte…

„Ich bin angereist mit der Vorfreude, auch viele neue Firmen am Markt kennenzulernen und sich ausführlich zu unterhalten. Die Realität waren absolut überfüllte Hallen, sodass man nicht einmal durch die Gänge laufen konnte, und eine Lautstärke bei der eine Unterhaltung eine regelrechte Herausforderung darstellte. Direkt Geld verdienen stand für die meisten Aussteller wohl im Mittelpunkt, Preisschilder soweit das Auge reicht und von den ganzen HHC/FakeHash Ständen wollen wir gar nicht erst sprechen.“

Cannabis Influencer Die Tomate

Wir wollen nicht darüber sprechen… Wir müssen aber darüber sprechen! Denn diese Stände waren fast der Grund, dass das gesamte Konzept den Bach runter ging und die Messe kurz vor der Schließung stand! Am Freitag musste nämlich ÜBER 20 MAL der Krankenwagen zum Messegelände anrücken und Personen mit einer Überdosis einladen! Und ich kann euch garantieren: Auf einer Cannabismesse ruft niemand einen Krankenwagen, nur weil das Gegenüber ein bisschen bleich aussieht und ruhiger wird, sowas ist man gewohnt!

Und irgendwie fand die Berliner Polizei das nicht ganz so cool… Schon am Abend kam eine Mail vom Team der Mary Jane: In „Absprache“ mit der Polizei würde man die Messe schließen, wenn am nächsten Tag auch „nur ein Krankenwagen“ gerufen wird! Wehe dem, der an diesem Tag einen echten Notfall hatte und sich nicht traute, einen Krankenwagen zu rufen, um nicht der Buh-Mann zu sein… Aber gut!

Ein Blatt Papier mit Schrift
Abb 1 Diesen öffentlichen Brief konnte man am Samstagmorgen an den meisten Ständen finden. Ein bisschen spät… Und garantiert nicht freiwillig: Man sei „gezwungen, im Sinne der Cannabis-Kultur zu reagieren„. Wow, danke dafür!

Es ist ein absolutes Armutszeugnis, wenn die Veranstalter „gezwungen“ werden müssen, im Sinne der Community zu handeln… Anstatt das von vornherein freiwillig zu tun!! Insofern DANKE an die Polizei Berlin, dass ihr dieses Event wenigstens ein bisschen in Richtung „Cannabis-Event“ schieben wolltet, weg von der „Chemie-Drogen-Party“, die es am Freitag war! Verrückte Zeiten, in denen die Polizei mehr für die Cannabis-Community tut als die Betreiber einer Messe, aber gut… Seit dem 1. April hat sich die Branche eben stark verändert!

„Ich bin mir sicher, dass bereits vor dem Start der Messe bekannt war, wer was verkauft! Da hätte man schon aussortieren können/müssen!“

Cannabis-Influencer Dominik, Hightere Gedanken

Aber erst auf Drängen der Polizei zu reagieren… Und auch dann erst, nachdem mit der Schließung der gesamten Messe gedroht wird (Wirtschaftlicher Totalschaden :D)… Peinlich! Hätte man eine Umfrage gemacht, ob HHC und Co. einen Platz auf der Messe bekommen sollte: 99% hätten mit NEIN gestimmt! Aber in der Cannabisbranche regiert seit dem 1. April eben nicht mehr die Logik oder gar der Gedanke an die Community… Sondern das Geld!

Einlass: Untersagt! Auch für Aussteller…

Am Samstag zeigte sich dann noch ein Problem, welches nur durch Geldgier zu erklären ist: Die Messe war völlig überbucht, die Warteschlangen platzten aus allen Nähten, teilweise wurde der Zugang zur Messe einige Stunden lang komplett untersagt. Lustigerweise auch für Aussteller, die mal kurz etwas essen waren und sich dann in einer der Warteschlangen wiederfanden… Selbst das Aussteller-Bändchen brachte da nix, so groß war die Verwirrung bei den Betreibern. Kleines Sahnehäubchen oben druff? Währenddessen wurden online nach wie vor Tickets verkauft!

Ein Päärchen, dass für die Messe extra 4h angereist war und bereits Tickets für den Samstag hatte, kam, wie viele andere, gar nicht auf das Messegelände.

„In der Warteschlange sind Leute zusammengeklappt, Rufe nach Sanis wurden ignoriert! Wir standen stundenlang in der Schlange, ohne Wasser oder gar eine Toilette, sowas geht gar nicht! Wir hoffen, dass wir wenigstens das Geld für die (nicht eingelösten) Tickets wieder bekommen!“

Anonyme Besucherin

Alles in allem kann man wohl sagen: Bye bye Mary Jane! Und herzlich willkommen, kleine Lokal-Events! Vom 23.-25. August 2024 findet beispielsweise in Düsseldorf die Cannafair statt, welche insgesamt deutlich kleiner als die Mary Jane ausfällt… und, oh Wunder, schon in den letzten Jahren nichts mit dem Thema HHC und Co. am Hut haben wollte!

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Autor

Robert Meister

Robert Meister arbeitet seit dem Ende seines Studiums (Technikjournalismus/PR) dauerhaft in der Cannabisbranche. Mit nun über acht Jahren Arbeitserfahrungen als Redakteur, Übersetzer, Berater und Mitarbeiter in mehreren Grow-, Head-, und CBD-Shops kennt er die Branche wie seine (immer vollgekrümmelte...) Westentasche und ist vor allem für seine locker-lustige, aber immer kritische Schreibweise bekannt.

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