Kasseler Unternehmer möchte Medizinalcannabis anbauen

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Kassel soll ab 2024 eine führende Rolle in der deutschen Cannabis-Produktion übernehmen, vor allem wenn es nach dem Willen von Dirk Herzog geht. Am Dienstag, dem 10. Dezember, soll in der Hafenstraße in der Kasseler Unterneustadt der Startschuss für ein bisher einzigartiges Projekt in der Region fallen. Initiator Dirk Herzog und seine Partner haben über eine Million Euro in Anbauausrüstung investiert und streben eine Position als Vorreiter für „Genuss-Cannabis“ in Deutschland an.

Gründung der „Hemp Germany GmbH“
Die eigens gegründete „Hemp Germany GmbH“ wurde kürzlich ins Handelsregister in München eingetragen. Noch vor Weihnachten will Herzog mit 102 Apotheken in der Region kooperieren, über die die zukünftigen Ernten vermarktet werden sollen. Die benötigte Anbaugenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Köln wird bis Jahresende erwartet. Die erste Ernte ist dann frühestens im April 2024 geplant. Ein Strammer Zeitplan…

Kritik an Vermischung von Medizin und Genuss

Der Plan, Genuss-Cannabis über Apotheken zu vertreiben, stößt, abgesehen davon, dass es illegal wäre, auf gemischte Reaktionen. Während Branchenvertreter wie Stephan Parzefall von der Post-Apotheke eine klare Trennung von medizinischem und Genuss-Cannabis fordern, verteidigt der Hessische Apothekerverband die Idee sogar noch. „Fachkundige Beratung und qualitativ hochwertige Produkte sind dem Schwarzmarkt klar vorzuziehen“, so Vorsitzender Holger Seyfahrt. Wo er natürlich recht hat: Jede legale, kontrollierte Abgabeform ist dem Schwarzmarkt vorzuziehen. Aber was, wenn man gar nicht krank ist?…

Kontrovers diskutiert wird daher auch der Einsatz von Onlineplattformen für Cannabis-Rezepte, die nach Angaben von Herzog bei der Vermarktung eine, wenn nicht „die“ große Rolle spielen sollen. Hausärztevertreter wie Christoph Claus kritisieren solche Angebote als, Zitat, „unärztlich“, da sie oft Symptome wie Schlafprobleme oder Stress als Grundlage für Verschreibungen nutzen. Zugegeben, wirklich „krank“ muss man heutzutage nicht mehr sein, um Cannabis auf Rezept zu bekommen, die Telemediziner leben ja quasi davon. Hier sollte tatsächlich mal nachgebessert werden…

Anbaulizenzen für Cannabis Social Clubs fehlen
Der Bedarf an legalem Cannabis wächst immer weiter, doch die sogenannten Cannabis Social Clubs, im Gesetz als Cannabis Anbauvereinigungen bezeichnet, kämpfen in Deutschland vor allem mit fehlenden Anbaulizenzen! In Hessen wurden bisher keine der 26 beantragten Lizenzen genehmigt. Bundesweit konnte bislang nur ein Verein legales Cannabis ernten und an die Mitglieder abgeben. Dieses Versorgungsproblem befeuert Projekte wie das in Kassel natürlich zusätzlich und treibt immer mehr Konsumenten in die Apotheken, egal ob krank oder nicht.

Ursprünglich sollten die Anbauvereinigungen als Hauptkanal für die kontrollierte Abgabe von Cannabis dienen. Ihre Rolle ist im Zuge der Verzögerungen bei der Lizenzvergabe jedoch völlig in den Hintergrund geraten.

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Autor

Robert Meister

Robert Meister arbeitet seit dem Ende seines Studiums (Technikjournalismus/PR) dauerhaft in der Cannabisbranche. Mit nun über acht Jahren Arbeitserfahrungen als Redakteur, Übersetzer, Berater und Mitarbeiter in mehreren Grow-, Head-, und CBD-Shops kennt er die Branche wie seine (immer vollgekrümmelte...) Westentasche und ist vor allem für seine locker-lustige, aber immer kritische Schreibweise bekannt. Bitte beachten: Die Inhalte der Texte sind ausschließlich die persönliche Meinung des Autors und spiegeln nicht zwingend die Ansichten des gesamten Teams wider.

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