Was ist flach, eckig, knistert und enttarnt jeden Kiffer, wenn es bei einer Polizeikontrolle in der Hosentasche gefunden wird? Dubioserweise bekommt man den Gegenstand ganz legal in jedem Kiosk, jeder Tankstelle und seit einigen Jahren sogar in halbwegs gut sortierten Supermärkten direkt an der Kasse, neben den kleinen Schnapsflaschen und dem Tabak. Obwohl ich im ganzen Leben noch nie einen Menschen gesehen habe, der mit einem Longpaper, spätestens jetzt solltet ihr den gesuchten Gegenstand erraten haben, ernsthaft Zigaretten drehen würde…

Von dem oft eher überschaubaren Longpaper-Angebot in Supermärkten oder Dorftankstellen mal abgesehen, bekommt man spätestens in einem gut ausgestatteten Headshop eine schier unüberblickbare Anzahl an Longpapers geboten, in vielen Formen, Farben und sogar Geschmäckern! Doch wo liegen eigentlich die Unterschiede? Was bedeutet Slim, King Size, Queen Size, was ist der Unterschied zwischen einem Blunt und einer Cone. Und aus was zur Hölle bestehen eigentlich diese durchsichtigen Papers, die irgendwie an Plastikfolie erinnern?

Abb 1 Was versteckt sich da nur in der Tasche? Manche Marken sind so eng mit der Szene verbunden, dass eine Packung Blättchen der Polizei schon als Indiz dienen kann…

Von der Antike bis heute

Man mag es kaum glauben, aber bereits in der Antike wurde sogar in Europa geraucht was das Zeug hält: Tabak war zu dieser Zeit zwar noch lange nicht entdeckt, aber Heilkräuter, darunter vermutlich auch Cannabis, wurden bei Räucherritualen eingesetzt. Zugegeben, so ganz einig ist sich die Forschung mit dem Cannabis an dieser Stelle nicht. Fakt is aber, dass die Heilkräfte von Cannabis spätestens ab dem Mittelalter wohlbekannt waren. Auch hier wurden aber eher die Harze und Blüten geräuchert oder in Tinkturen gelöst und aufgetragen, nicht “geraucht” in dem Sinne wie wir es heute kennen.

Auf dem Amerikanischen Kontinent sah das ganze etwas anders aus: Hier wurden bereits im Jahr 3000 v. Chr(!!) erste Tonpfeifen verwendet, wie Funde belegen. Und tatsächlich wurde hier auch schon Tabak geraucht, der spürbare Mengen an Nikotin enthielt, auch wenn der damalige wilde Tabak vom Nikotingehalt her nicht mit den heutigen Sorten vergleichbar ist. Eines ist übrigens klar: Die Indianer haben kein Cannabis geraucht, denn diese Pflanze gab es damals in Amerika noch gar nicht. Und von Longpapern wusste damals auch noch niemand Bescheid…

Rauchen in Europa

Das moderne “rauchen” kam tatsächlich erst mit der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 auf. Lange Zeit wurde Tabak jedoch ausschließlich als Zigarren, Schnupftabak oder Zigarillo, also gerollt in einem Tabakblatt und ohne ein Papier, konsumiert. Der Tabakanbau war für die kommenden Jahrhunderte, zusammen mit dem Zuckerrohr- und Baumwollanbau, einer der profitabelsten Wirtschaftszweige für die meisten Beteiligten, abgesehen von den Millionen Sklaven, die unter unmenschlichen Bedingungen aus Afrika verschleppt wurden, auf Sklavenmärkten wie Vieh gehandelt und dann zur schweren Feldarbeit “eingesetzt” wurden. Der Tabak wurde in Nord- und Südamerika angebaut, teils bereits dort verarbeitet oder in Ballen nach Europa geschickt und dort gewinnbringend vermarktet. Mit den Gewinnen wurden noch mehr Sklaven gekauft, der berühmt berüchtigte Atlantische Dreieckshandel, eine der wohl schlimmsten Auswüchse des weltweiten Kolonial- und Kapitalismus, war geboren.

Wann genau das erste Zigarettenpapier erfunden wurde, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Die ersten Papiermühlen, die spezielles Papier zum Drehen von Zigaretten herstellten, sind ab dem 16.-17. Jhd. belegt. Hier wurden aber meistens lange Rollen geliefert, von denen man sich selbst die richtige Größe ausschneiden musste.

In der Zeit der Industrialisierung, ab 1800, sind vermutlich mehrere Geschäftsleute gleichzeitig auf die Idee gekommen, Tabak in deutlich günstigeres Papier einzudrehen und so günstiger zu gestalten. Die ersten fertigen Zigaretten sind ab dem Jahr 1850 belegt, die erste Zigerattenfabrik auf deutschem Boden stand ab 1861 in Leipzig. Kurz nach der Machtergreifung Hitlers wurde 1934 in Dresden dann auch die erste Filterzigarette der Welt hergestellt.

Übrigens: Die typischen Großkonzerne wie Camel (1913), Lucky Strike (1917) oder Marlboro (1924) sind alle um den ersten Weltkrieg herum entstanden und damit lange nicht so “alt” wie sie immer tun…

Die wilden 69er…

Es ist 1969, das LSD hört gerade auf zu wirken und Du überlegst Dir, einen Joint zu bauen: Das Gras muss erst von Samen befreit werden, die Papers sind zwecksentfremdete Zigarettenpapierchen, die eigentlich viel zu schnell abbrennen. Also wird der ganze Als “Cone” bezeichnet man vorgedrehte Joint-Hülsen, die man in verschiedenen Packungsgrößen und Maßen kaufen kann.einmal in den Mund gesteckt und beim herausziehen von allen Seiten mit den Lippen befeuchtet, damit er langsamer abbrennt. Dieses Ritual hat sich übrigens teils bis heute gehalten, vor allem in den Vereinigten Staaten.

Ein Mann hält einen komplizierte gebauten Kreuz Joint in die Kamera
Abb 2 Ist das Kunst oder kann das weg geraucht werden? Manche Konsumenten sind wahre Meister im Bauen von aufwändigen Joints…

Ein Glück, dass dann schon in den 70ern die ersten absichtlich dünn gestalteten “Slim-Paper” (Englisch: “Schlanke Blättchen”) auf den Markt kommen. Diese waren zwar gutes Stück dünner als die gängigen Zigarettenblättchen zu dieser Zeit, aber immer noch relativ dick. Das Gewicht lag bei über 30g/m². Heutige Longpaper, die teilweise nur 13g/m² auf die Waage bringen, erlauben da ein ganz anderes Geschmackserlebnis!

Blättchen, Typ A und B

Damals, als auf Drehtabakpackungen noch die Schadstoff- und Nikotinwerte standen, gab es vier werte: Dick oder dünn gedreht, Blättchen A oder B? Normale Zigaretten werden mit B-Papier gedreht oder gestopft, Joints normalerweise mit A-Papers. Der Unterschied ist einerseits das Material, aber auch die Zusatzstoffe im Papier: B-Blättchen enthalten “Brandsalze”, welche für ein gleichmäßiges Abbrennen sorgen, und sind außerdem sichtbar dicker als A-Blättchen.

Eine Person hält einen schlecht gebauten Joint in die Kamera
Abb 3 … für andere steht eher das Argument „hauptsache es raucht“ im Vordergrund.

A-Blättchen, auch als Slim bezeichnet, erkennt man direkt am Abbrennverhalten: Wenn man eine Weile nicht zieht, geht der gedrehte Gegenstand, egal ob Zigarette oder Joint , einfach von selbst aus. Das Papier ist außerdem deutlich dünner und hat das typische knistern beim Drehen.

Den Gegensatz dazu bilden die B-Blättchen: Ein mal angezündet, glimmen sie meist von alleine weiter und gehen nicht so leicht aus. Daher brennt mehr Tabak “an der Luft ab”, die Schadstoffwerte für B-Blättchen sind daher niedriger… traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast!

Übrigens: Dank einem EU-Gesetz haben fertige Zigaretten heutzutage sowohl Brandbeschleuniger als auch Brandhemmer enthalten. Und noch viele weitere lustige Zusatzstoffe…

Blunt, King- und Queensize

Zurück zum eigentlichen Thema des Textes: Longpapers!

Heute unterscheidet man, ganz grob gesagt, in normale Blättchen, Queen Size, King Size oder Blunts.

Normale Blättchen sind, wie der Name schon vermuten lässt, für normale, selbstgedrehte Zigaretten geeignet. Das Papier ist bei normalen Blättchen dicker als bei den sogenannten “Slim”-Blättchen, die Maße liegen meist bei 70x30mm. Es gibt aber auch Zigaretten-Blättchen in Slim, also die oben erwähnten “A-Blättchen”, beispielsweise von OCB.

Als “Queen Size Slim” bezeichnet man Blättchen, die ca. 1 1/4 so lang sind wie normale Zigarettenblättchen, also quasi der Übergang zum Longpape. Mit 8-9cm Länge sind sie optimal, um sich kleine Joints zu drehen, die aber immer noch ein Stück länger sind als eine selbstgedrehte Zigarette. Wie das Präfix Slim schon vermuten lässt: Queen Size Papers gibt es meistens nur als dünne Variante, also “slim” Papers.

King Size Slim”-Papers haben die typischen “Long-Pape-Maße” wie 90% der Konsumenten sie kennen: Lang, schmal, perfekt für Joints! Longpaper gehören quasi von Anfang an zur Cannabis-Kultur, nur die älteren Generationen können sich heute noch an die Zeiten erinnern, in denen man sich mit zusammengeklebtem Zigerattenpapier aushelfen musste.

Je nach Hersteller und Produkt unterscheiden sich Longpaper aber ordentlich: Seien es OCB Ultimate, die wirklich hauchdünn sind, Smoking Red, mit denen man extrem dicke Joints drehen kann, die ungebleichten von Gizeh… In einem gut sortierten Headshop findet man locker 30-50 verschiedene Marken, die sich alle in kleinen Aspekten unterscheiden und jede ihre eigene Fan-Base haben.

Als „Cone“ bezeichnet man vorgedrehte Joint-Hülsen, die man in verschiedenen Packungsgrößen und Maßen kaufen kann.

Und was rauchen die Rappers da in ihren Videos?

In den USA sehr beliebt, hier eher ein Nischenprodukt für Jugendliche und Hip-Hop-Fans: Ein “Blunt” ist ein Tabakblatt, welches man anstatt eines Papers zum Bauen eines Joints verwendet. In den meisten Fällen werden Blunts pur gedreht, im Blättchen ist ja bereits Tabak enthalten. Sehr beliebt sind heutzutage auch Blunts mit Geschmäckern, welche durch Aromen erzeugt werden.

Eine person raucht einen Blunt und hat einen Notenschlüssel auf die Schläfe tätowiert.
Abb 4 In den Musikvideos von Hip-Hop Künstlern aus den USA werden fast nur Blunts geraucht.

Hochwertige Blunts bestehen aus einem echten Tabakblatt, während günstige Blunts aus Tabakstücken zusammengepresst werden. In Europa gibt es Blunts meistens im normalen Longpaper Format, also ca. 10cm lang. Bei einzelnen Herstellern kann die Länge aber variieren. Beliebt sind auch vorgedrehte Blunts, die man Zuhause nur noch selbst befüllen muss. So entfällt der doch etwas aufwändige Prozess des drehens. Die vorgedrehten Blunts haben teilweise auch Holzfilter, die selbst noch aromatisiert sind, um den Geschmack weiter zu verfälschenbessern.

Durchsichtige Blättchen

Sie sehen aus wie Plastikfolie und sorgen auf jeden Fall für fragende Blicke in der Runde: Die Rede ist von Blättchen aus reiner Zellulose, beispielsweise von der Marke Glass. Tatsächlich sind diese Blättchen aber so natürlich wie die anderen und enthalten keinerlei Plastik und sind auch sonst keinesfalls „ungesünder“ als andere Blättchen. Tatsächlich enthalten sie meistens sogar deutlich weniger Zusatzstoffe und bestehen zu 100% aus natürlicher Zellulose. Aber, sind wir mal ehrlich: Sie sehen komisch aus, die Joints sehen “anders” aus als sonst, was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Ob sich Zellulose-Blättchen jemals in der breiten Masse durchsetzen, bleibt also eher fragwürdig.

Liebe Patient*innen und Ärzt*innen, verehrte Konsument*innen,

Schon gewusst? Über die Hälfte der Cannabispatienten sind weiblich! Und trotzdem haben wir in unseren Texten bewusst darauf verzichtet, gegenderte Formen zu verwenden, um die Lesbarkeit der Texte zu verbessern. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass wir keine Befürworter der Gleichstellung aller Geschlechter sind. Auch wenn wir nicht jedes Geschlecht einzeln ansprechen: Wir denken an alle!